Das streben nach Höchstleistungen.

Größer, stärker, schneller lauten ihre Ziele, die sie mit ebenso viel Mut wie Ideenreichtum und Können verwirklichen. Schließlich geht es gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch darum, den Menschen die Vorteile der motorisierten Fortbewegung gegenüber den altbewährten Pferdekutschen zu demonstrieren.

Und einer der wichtigsten Vorteile, das ist den Autopionieren bewusst, muss die Geschwindigkeit sein. Sie wissen, dass die Motorwagen nur dann reelle Marktchancen haben, wenn sie ihre Passagiere in kürzerer Zeit ans Ziel bringen als das Pferd.

Männer, Meister und Motoren.

Deshalb setzen Carl Benz, Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach alles daran, aus ihren Motoren mehr als die anfänglichen 0,75 bis 1,1 PS herauszuholen und ihre „Motorkutschen“ in neue Temporegionen zu beschleunigen. 20 Stundenkilometer – das ist seinerzeit die Zielmarke, die man anstrebt.

Doch es ist eine Sache, die Technik weiterzuentwickeln; eine andere Aufgabe ist es, die Kunden davon zu überzeugen. Hatte Carl Benz anfangs noch gedacht, ein gutes Produkt wie sein Patent-Motorwagen verkaufe sich von selbst, so muss er schon bald erkennen, dass seine Erfindung ohne Publizität keinen Erfolg haben wird. Ebenso wie Gottlieb Daimler besucht er regionale und überregionale Messen, reist ins Ausland und stellt sein Auto im Mai 1889 sogar auf der Pariser Weltausstellung vor, doch der Lohn dieser Mühen ist gering. Die Auftragsbücher bleiben leer.

Deshalb muss ein anderer Weg gefunden werden, um die Motorwagen bekannt zu machen und Vertrauen für ihre Technik zu schaffen. Kurzum: Eine neue Werbeidee muss her. Und die kommt aus Frankreich. Trendsetter ist die französische Tageszeitung „Le Petit Journal“, die mit ihrer farbigen Wochenbeilage nicht nur als besonders innovativ gilt, sondern überdies auch für ihre öffentlichkeitswirksamen Werbeaktionen bekannt ist. Nachdem die Zeitung bereits 1891 das erste Langstreckenrennen für Radfahrer organisiert hatte, kommt ihr Herausgeber Pierre Giffard Ende 1893 auf den Gedanken, auch für die „voitures sans cheveaux“ – für die „Wagen ohne Pferde“ – eine Wettfahrt auszuschreiben. Auf der Strecke über 126 km von Paris nach Rouen sollen dampf-, batterie- und benzinbetriebene Fahrzeuge nicht nur ihr Tempo, sondern vor allem auch ihre Zuverlässigkeit und ihre Bediensicherheit unter Beweis stellen.

Eine Geschichte mit Fortsetzung.

Motorsport ist faszinierend, Motorsport macht Spaß. Seine Dynamik, seine Spannung und seine Aktualität begeistern Millionen. Motorsport führt Menschen zusammen – friedlich und über alle Grenzen hinweg.

Das sportliche Engagement von Mercedes-Benz hat eine große Tradition. Es ist eng verknüpft mit der Geschichte der Automobilmarke und prägt bis heute ihre Philosophie. Denn mit Attributen des Sports – mit Teamgeist, Leistungsbereitschaft, Verantwortung, Wettbewerb und Fairness – fühlt man sich bei Mercedes-Benz von jeher eng verbunden. Diese Merkmale passen nicht nur zu den modernen, technisch hochentwickelten Automobilen, sondern stehen auch im Einklang mit den Zielen der Marke und ihrer Mitarbeiter.

Deshalb ist die Geschichte des Mercedes-Benz Motorsports eine Geschichte mit Fortsetzungen

„Eine riesige Menge strömte herbei.“

Die Veranstaltung wird ein voller Erfolg. Auch Gottlieb Daimler und sein Sohn Paul sind nach Paris gereist und finden in der Nähe der Porte Maillot einen Platz unter den Zuschauern.

„Eine riesige Menge strömte herbei“, erinnert sich Paul Daimler später an das Ereignis. „Man sah auf den schweren Dampfwagen Heizer schweißtriefend, von Ruß überzogen, schwer arbeitend beim Aufschütten von Brennmaterial. Und man sah im Gegensatz dazu die Fahrer der Benzin- und Petroleumwagen ruhig auf dem Lenksitz, hie und da einen Hebel betätigend, wie nur rein zum Vergnügen fahrend. Ein ganz eigenartiges Bild und mir unvergesslich.“

Unvergesslich bleibt dieses Ereignis in Stuttgart aber auch, weil neun der 17 Motorwagen, die das Ziel erreichen, mit Daimler-Motoren ausgestattet sind – darunter die Erstplatzierten. Man spricht vom „moteur système Daimler“, den der französische Automobilhersteller Panhard & Levassor in Lizenz nach den Originalplänen Gottlieb Daimlers baut. So markiert die erste Zuverlässigkeitsfahrt von Paris nach Rouen 1894 die erste motorsportliche Veranstaltung der Welt und zugleich die ersten Sporterfolge für die Stuttgarter Marke.

Sie macht das Auto bekannt und führt zur Gründung des Automobile Club de France, der schon 1895 das erste „richtige“ Rennen veranstaltet. Dieses führt über die beachtliche Distanz von 1.192 km von Paris nach Bordeaux und zurück und folgt einem bis heute gültigen Grundsatz: Der Schnellste gewinnt. Und wieder überzeugen die französischen Automobile mit dem „moteur système Daimler“.

Die Tempowettbewerbe, die ab 1895 in Paris, London, Marseille, Nizza, Berlin, Chicago und anderswo stattfinden, beflügeln das Automobilgeschäft. Der Slogan „Win on Sunday, Sell on Monday“ entwickelt sich zum Erfolgsrezept für die Hersteller, die deshalb immer größere Anstrengungen unternehmen, um dabei zu sein und zu siegen.

Mercedes-Benz Motorsport: von der ersten Wettfahrt vor 120 Jahren bis zur DTM der Gegenwart, vom ersten Grand Prix bis zur Formel 1 eine einzigartige Erfolgsgeschichte.