David Mackaay, 34, schwarze Lederjacke und dunkle Locken, macht einen kurzen Halt unter einer Brücke in seiner Wahlheimat Düsseldorf, um einen Blick auf die Graffitis dort zu werfen. Sein Mercedes-Benz Coupé 230 CE ist für ihn ein Weggefährte, den er schon mehr als 100 000 Kilometer über Europas Straßen steuerte. Beim Fahren in seinem Klassiker gewinnt er ein anderes Zeitgefühl, kann am besten über die Welt und seine Projekte nachdenken. „Der Wagen ist wie ein Lebensraum für mich, eine Art Zeitkapsel und immer wieder eine Quelle der Inspiration.“
„Ich habe ihn nicht gesucht, er hat mich gefunden.“ Das sagt Mackaay über seinen Freund auf vier Reifen, den er bis heute fast im Originalzustand erhalten hat. Das Holzdekor, die Zierleiste an der Instrumententafel, der helle Wagenhimmel, die analogen Rundinstrumente und die Türen, die so satt schließen: „Ich brauche etwas Echtes, und an diesem Wagen ist alles echt.“ Nur den Stern auf dem Kühlergrill musste er ersetzen, nachdem dieser geklaut worden war. „Aber das ist nur einmal passiert“, sagt Mackaay. „Eigentlich ein Wunder.“
Grünblaue Augen und ein wacher Blick auf die Welt. Als Künstler setzt David Mackaay sich mit seiner Umwelt kritisch auseinander. Das tut er mit seinen Werken, Skulpturen und Performances immer wieder, will Kulissen beiseiteschieben und neue Perspektiven finden.
Die Kunstakademie Düsseldorf ist Mackaays künstlerisches Zuhause. Hier studierte er, vertiefte sich in klassische Werke, arbeitete mit Professoren und Studenten aber immer auch an neuen Wegen, Ansätzen und Projekten.
Nicht nur fürs Foto-Shooting wollte Mackaay zurück in die bekannte Akademie, wo schon Berühmtheiten wie Joseph Beuys oder Gerhard Richter studierten. „Ich komme immer wieder hierher, zum Reden, zum Schauen, um meinem Geist einen Schubs zu geben.“
Immer auf dem Sprung sein, neue Wege suchen, bloß nicht auf der Stelle stehenbleiben. Beim Fototermin in der Kunstakademie Düsseldorf zeigt Mackaay, wie das geht. Kaum ist ein Motiv im Kasten, wird er umtriebig, springt mal eben auf die Mauer, umarmt den Baum, turnt wieder herunter. „Kunst“, sagt er, 'das bedeutet für mich in erster Linie ständige Veränderung.“
Über 36 Jahre hat der C 123 auf dem Buckel, 242 000 Kilometer stehen auf dem Zähler, aber der 230 CE ist kein bisschen müde. Mackaay liebt es, mit dem Wagen durch die Gegend zu cruisen, sich ziellos durch die Welt treiben zu lassen. „Die Frontscheibe wird zur Kinoleinwand, ich lehne mich zurück und genieße die Vorstellung.“ Für ihn ist das Coupé ein ganz besonderes Fortbewegungsmittel. „Es ist wie ein Raumschiff, mit dem ich durch die Ströme der Zeit navigiere.“