Malerische Fjorde, rauschende Wasserfälle, bizarre Gletscher: Norwegen ist ein Reiseland für Abenteurer und Romantiker. Besonders abwechslungsreich ist die Landschaft um die Metropole Bergen. Als Mensch kommt man sich in der grandiosen Umgebung fast verloren vor. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Straßen und Gebäude haben sich seit 1900 kaum verändert, und auch die Ausblicke sind gleich geblieben.
Hier wirkt Norwegen tatsächlich wie aus dem Bilderbuch.
Der schönste aller Fjorde ist der Hardangerfjord. Die Sträßchen in seiner Umgebung erkunden wir im Panoramabus vom Typ O 319. Er gehört Arvid Ove Vikør, der in Norheimsund eine auf Mercedes-Benz Fahrzeuge spezialisierte Werkstatt betreibt. „Es ist wie ein Reflex“, sagt Vikør. „Wenn diese Kreation vorbeifährt, beginnen die Leute zu lächeln.“ Auf dem Hardangerfjord ziehen derweil Ausflugsboote und Fähren ihre Bahnen. Genau wie einst die „Hohenzollern“, die Yacht des von Norwegen begeisterten deutschen Kaisers Wilhelm II.
Im milden Klima des Fjords gedeihen sogar Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen. Hier treffen die Berge von Europas größtem Hochplateau auf das Nordmeer. Genau die richtige Umgebung für einen O 319, der zu den charakterstärksten Kleinlastern überhaupt zählt. Damit passt er perfekt zu den Anwohnern des Hardangerfjords. Sie hat der Dichter Jens Tvedt einst als sinnes- und willensstark, aber auch ein bisschen verträumt beschrieben.
Arvid Ove Vikør fand seinen O 319 von 1964 – Vikørs Geburtsjahr – als Wrack in einem Garten. 20 Jahre dauerte die Restaurierung. Heute brummt der 68-PS-Benziner wieder zufrieden, und der einst als Hotelshuttle eingesetzte Panoramabus ist bereit für die Reise. Für Vikør ist ein O 319 sogar schöner als ein 300 SL Flügeltürer: „Mir ist mein Bus lieber!“, sagt er lächelnd. Deshalb lässt er es sich auch nicht nehmen, uns persönlich die schönsten Stellen am Hardangerfjord zu zeigen.
Zuerst besuchen wir den Wasserfall Steindalsfossen bei Norheimsund. Hinter seinem Schwall kann man sogar durchgehen. Dann fahren wir auf winzigen Straßen direkt am Fjord entlang, flankiert von schroffen Felswänden. Auch den alten Weg durch das Måbøtal, der eigentlich für Autos verboten ist, erkunden wir. Das Freilichtmuseum von Utne lädt ebenso zu einem Besuch ein wie das denkmalgeschützte Wasserkraftwerk von Tyssedal. Wen es aufs Wasser zieht, der kann unterwegs auch Fähren zur Abkürzung nutzen.
Richtig anstrengen muss sich unser O 319, als er sich die vielen Serpentinen zum Gletscher Folgefonna hinaufmüht. Seine fantastische Eiswelt kann man als Besucher am besten auf einer geführten Wanderung mit Steigeisen und Pickel kennenlernen. Wandern ist ein gutes Stichwort: Wer die schönsten Ausblicke hinunter in die Fjorde genießen will, muss die Bergstiefel schnüren. Durchs Skjeggetal geht es schließlich hinaus zum Nationalpark Hardangervidda.
In diesem Nationalpark bereitete sich einst der Polarforscher Roald Amundsen auf seine Expeditionen vor. Wild zelten darf man hier immer noch. Den spektakulären Höhepunkt unserer Tour bildet der Abstecher zu einem großartigen Naturdenkmal: Von einem Felsvorsprung etwa 700 Höhenmeter über dem See Ringedalsvatnet bietet sich ein grandioser Ausblick auf die Landschaft.
Trolltunga nennen die Norweger diese Laune der Natur – weil sie an die Zunge eines gigantischen Trolls erinnert.