Aus Fontänen plätschert Wasser in ein babyblaues Becken, darüber prangt in nostalgischen Lettern der Name des Ortes: Sanremo. Eine zierliche Schönheit posiert vor dem Brunnen in der Mittagssonne. Sie wirft die Sandalen auf den Rasen, zieht die Hosenbeine hoch und balanciert ein wenig auf dem Rand. Dann hüpft sie ins kalte Wasser – und es dauert nicht lange, bis auch der Fotograf ein paar Spritzer abbekommt.
Es ist die Sängerin Mandy Grace Capristo, die sich zu einem Kurztrip nach Ligurien nicht lang überreden lassen musste.
Die Küste erkunden im SLK, dem jungen Klassiker der Baureihe R 170. Und das an der Küste, die zum Träumen einlädt. Das Variodach ruht im Gepäckabteil, der Wind lässt Mandy Grace Capristos Haare flattern – vermutlich ist hier, an diesem Stück Mittelmeer, das ikonische Motiv geboren worden: der Star in seinem Traumwagen. Der SLK Roadster hat jenen Glamour, der auch für Sanremo steht. Er ist zwar ein Auto für jeden Tag, doch noch mehr ist der Wagen für die besonderen Momente. Für das Auskosten des Lebens. Mandy Grace Capristo lässt sich ein auf dieses Spiel mit den Assoziationen. Mit Augenzwinkern, das ist klar.
Das Shooting mit Mandy Grace Capristo bleibt nicht lange unbemerkt. Schnell hat sich eine Traube Sanremesi um sie und den SLK versammelt, die neugierig näher rückt. Die Männer rätseln, woher sie die Schöne mit dem mädchenhaften Lächeln kennen. Ist sie Italienerin? Mandy Grace Capristo ist mit der Girl-Band Monrose bekannt geworden, in die sie mit 16 Jahren im Rahmen der Castingshow „Popstars“ gewählt wurde. Vier Studioalben nahm sie mit Monrose auf, die Band landete sieben Top-Ten-Hits in den deutschen Charts, 2010 wurde die Trennung bekannt gegeben. Mandy Grace Capristo, inzwischen 27 Jahre alt, ist heute als Sängerin, Influencerin und Model unterwegs und auch im Ausland ein bekanntes Gesicht.
Sanremo ist Prominenz gewohnt. Maria Callas und Frank Sinatra waren gern gesehene Gäste. Cary Grant traf Grace Kelly hier – noch länger her – zum Rendezvous. Ab und an sah man auch den Fürsten von Monaco die Strandpromenade entlangspazieren. Außerdem sind die Sanremesi verrückt nach Musik. Seit den 70er-Jahren kehren ins altehrwürdige Teatro Ariston alle Größen der italienischen Pop-, Rock- und Schlagermusik ein. Stars wie Ed Sheeran, Gianna Nannini oder Eros Ramazzotti singen beim Festival della Canzone Italiana. Und so ist es vielleicht kein Zufall, dass man Mandy Grace Capristo in Sanremo kennt; vor Kurzem hat sie ein Duett mit Marco Mengoni aufgenommen, einem in Italien gefeierten Star – auch er wurde bei einer Castingshow entdeckt. Zum zweiten Mal hat Mandy Grace Capristo einen Song auf Italienisch gesungen, aktuell ist sie dabei, ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen.
„Mit Italien verbinde ich diese Wärme und diese Herzlichkeit“, sagt sie. Die Straßenmusiker, die Eisverkäufer, die Menschen, denen sie in den verwinkelten Gassen der Altstadt begegnet. Mandy Grace Capristo gefällt diese unbändige Neugier, wenn sie durch die Stadt flaniert. Da ist der Lokalfotograf, der sie beim Spaziergang durch die Altstadt Sanremos um ein Foto bittet. Oder die eindrucksvoll geschminkte Frau von der Straßenreinigung, die ihr „Ciao Mandy“ hinterherruft. Eine Reinigungskraft, die so aussieht, als käme sie gerade aus einem Schönheitssalon? „So etwas gibt es nur hier“, sagt Mandy Grace Capristo und lacht. „Jeder teilt sich mit, manchmal etwas schamlos. Ich liebe das.“
Mandy Grace Capristo ist in Mannheim geboren, aufgewachsen ist sie in einer Kleinstadt, im hessischen Bürstadt. Ihr Vater, Vittorio Capristo, ein Handelsreisender, stammt aus Kalabrien. Ein typischer Italiener, wie sie sagt. Loyal, stolz und genial in der Zubereitung hausgemachter Pasta. Geboren wurde er im südlichsten Zipfel des Stiefels, in der kleinen Gemeinde Calopezzati. Jeden Sommer hat die Familie dort verbracht, gerne denkt die Sängerin an diese Urlaubsreisen zurück. An das Fischeputzen und an die Grillabende mit der Familie.
„Sanremo stimmt mich ehrlich gesagt ein wenig nostalgisch“, sagt Mandy Grace Capristo. Aber genau das mache den Charme der Stadt aus. Etliche Grandhotels der Belle-Époque-Zeit säumen die Strandpromenade, Kellner pflegen zuvorkommende Höflichkeit wie in den 1950er- und 1960er-Jahren, hier und da blättert der Putz an den vielen pastellfarbenen Häusern. Im kleinen Hafen schwimmen Luxusjachten neben nahezu antik anmutenden Fischerbooten. „Ich mag diese Atmosphäre, manchmal denke ich, dass ich in eine andere Zeit gehöre“, sagt Mandy Grace Capristo.
Auch der SLK Roadster ist heute vor allem ein Sehnsuchtsauto, ein junger Klassiker, der ideal in diese Landschaft passt. Als Mercedes-Benz den SLK 1996 auf den Markt brachte, war die Baureihe R 170 ein Angebot an eine neue, junge, spaßorientierte Kundschaft. Und eine wegweisende Innovation: Die beiden Hälften des Stahldachs legen sich kunstvoll ineinander und machen aus einem Coupé einen Roadster, dessen Dach seine Ruheposition im Kofferraum findet. Alles auf Knopfdruck und vollautomatisch, versteht sich.
Der SLK war mit seinem sogenannten Variodach Pionier und wurde zum Trendsetter für die gesamte Automobilbranche. Mercedes-Benz wiederholte mit diesem Erfolg, was bereits in den 1950er-Jahren gelungen war: den offenen Traumwagen zu bauen, der neue Käuferkreise anzog. Als der Mercedes-Benz 190 SL im Jahr 1955 seine Weltkarriere startete, war auch Sanremo auf dem Höhepunkt seiner Karriere als Treff des internationalen Jetsets.
„Absolut vorn sind die Italiener in den Bereichen Mode, Architektur und Design“, stellt Mandy Grace Capristo fest. Definitiv hat sie ein Faible für Ästhetik und das ist auch spürbar, wenn es um Autos geht. Im SLK Roadster der ersten Baureihe R 170 durch Sanremo zu fahren, das habe schon Glamour, findet die Signorina. Und da zeigt sich auch ihr Temperament, das sie vom Vater geerbt hat. „Ich gebe gerne richtig Gas“, sagt sie.
Und wo es schon um Autos geht, kann sie auch die eine Anekdote zum Besten geben: In ihrer neuen Heimat Berlin machten ihr jüngst Einparkprobleme zu schaffen. Die Capristo-Lösung lautet: Tetris-Einparken. Suche dir die kleinste Lücke an einer viel befahrenen Straße heraus, ignoriere die hupenden Hintermänner und fahre 30 bis 40 Mal raus und rein. „So habe ich es gelernt, bei so etwas spüre ich meinen Ehrgeiz“, sagt sie: Und wenn sie solche Geschichten erzählt, wird ihr sympathischer Hang zur Selbstironie deutlich.
Was ihre Karriere angeht, ist sie heute Profi. Sie war 16 Jahre alt, als sie mit Monrose die ersten Chart-Hits landete. Sie sei dadurch früh erwachsen geworden, sagt sie. Das bedeutete auch, Nein sagen zu können. „Es gibt Leute, die meinen, dass du oberflächliche Klischees erfüllen musst. Dagegen habe ich mich gewehrt“, sagt sie. Heute will sie kein Image mehr verkörpern, das andere ihr diktieren. Lieber thematisiert sie die Suche nach Authentizität in einem ihrer neuen Songs.
„Du kannst nicht wissen, wohin du willst, wenn du nicht weißt, woher du kommst“, sagt sie und zitiert damit ihren Vater. Zwei seiner Prinzipien lauten: „Verlier nicht dein Gesicht.“ „Und gehe nicht über Leichen.“ Sie sagt: „Daran denke ich vor jeder Entscheidung, die ich treffe.“
Konservativ sei ihr Vater mit seiner „Principessa“ gewesen, erzählt Mandy Grace Capristo. „Mir wurde früh eingetrichtert, dass ich als Frau auf mich aufpassen muss.“ Das erste alkoholische Getränk? „Mit 24 Jahren, es war ein Champagner und er schmeckte scheußlich.“ Apropos ihr Vater und dessen Herkunft: Kalabrien, ist das nicht das Reich der ’Ndrangheta? Mandy Grace Capristo lächelt vielsagend. „Meine Freundinnen sagen immer, ich hätte Mafiablut in mir. Mein mädchenhaftes Äußeres täuscht vielleicht darüber hinweg, dass ich auch über eine gewisse Cleverness verfüge“, sagt sie und zwinkert. Ihr ständiger Begleiter in Berlin ist übrigens ein Mops. Sie hat ihn Don Capone getauft.
Die Geschichte der neuen Offenheit hat in Italien begonnen. 1994 präsentierte Mercedes-Benz beim Turiner Automobilsalon die seriennahe Studie eines puristischen Roadsters, der alle Sicherheitsmerkmale eines modernen Sportwagens auf sich vereinte. Zwei Jahre später war am selben Ort der produktionsreife Mercedes-Benz SLK zu sehen. Die Buchstaben standen für „sportlich“, „leicht“ und „kurz“.
Bei aller Modernität war der neue SLK aufgeladen mit Markengeschichte. Seine Modellbezeichnung betont die Zugehörigkeit zur Familie der Mercedes-Benz Sportwagen, die 1952 unter dem Kürzel SL (für „super leicht“) zunächst spektakuläre Rennerfolge und seit 1954 nicht minder beachtliche Markterfolge erzielen. Und der SLK wiederholte nach 1996 als zweite Roadster-Baureihe neben dem SL den Erfolg der 1950er-Jahre. Damals stand dem exklusiven 300 SL ebenfalls ein zweites, weniger leistungsorientiertes Roadster-Modell zur Seite: der Mercedes-Benz 190 SL.
Der SLK hat wegen der Summe seiner Eigenschaften Furore gemacht. Ebenso, weil seine Entwickler ihm wegweisende Innovationen mit auf den Lebensweg gaben. Am auffälligsten und in den Jahren seither beispielgebend für die gesamte Automobilbranche war das Variodach. Anstelle eines bis dahin gängigen Textil-Faltverdecks erhielt die neue Modellreihe ein stabiles, komplett in den Gepäckraum versenkbares Stahldach. Nachdem die elektrohydraulische Mechanik sich im SLK bewährt hatte, wurde sie auch für die kommende SL-Generation der Baureihe R 230 verwendet.
In Fachkreisen ebenfalls viel beachtet war die Rückkehr zur Kompressor-Aufladung, die Mercedes-Benz mit Blick auf die kompakte SLK-Baureihe eingeleitet hatte. Sie verhalf den Vierzylinder-Aggregaten zu sportlicher Leistungsentfaltung bei gleichzeitig günstigen Verbrauchs- und Emissionswerten. Auch der Vierzylinder in der 2004 folgenden SLK-Baureihe R 171 war ein Kompressormotor.
Schon der Weg entlang der Küste Liguriens ist ein Erlebnis. Autofahrer, die von Nizza in Richtung Sanremo fahren und die Küstenroute wählen, erleben Ligurien von seiner beeindruckendsten Seite. Meer und Berge prallen regelrecht aufeinander und sorgen für das typische frühlingshaft-fruchtbare Klima, das der Küste ihren Reichtum an Blumen und Kräutern beschert. Über Jahrhunderte lebten Bewohner hier vom Gemüseanbau, Olivenöl und natürlich vom Fischfang.
Bis heute hat Ligurien seine ursprüngliche Dörflichkeit bewahrt. Auf der Route nach Sanremo passieren Autofahrer pittoreske Örtchen, junge Künstlerkolonien, aber auch elegante Badeorte. Wer mag, kann einen Abstecher in die Berge unternehmen, wo Kletter- und Wanderpfade einen tollen Ausblick auf das Tyrrhenische Meer freigeben. Kein Wunder also, dass schon vor über 100 Jahren die Noblesse aus ganz Europa diesen Küstenstrich zum Winterquartier auserkor. Von uns sechs Tipps – in und um Sanremo. Nicht verpassen!