Den Life­style leben.

Herr Hilfiger, Sie sind in der Kleinstadt Elmira im Bundesstaat New York aufgewachsen. Im Jahr 1969 eröffneten Sie dort Boutique People’s Place, die schnell zu einem Szenetreff wurde. Wie kamen Sie auf die Idee, Kleidung zu verkaufen?

Im Sommer 1969 stieg das Woodstock-Festival. Es fand eine Mode-Revolution statt – und natürlich auch eine Revolution in der Musik. Ich sah, wie beides aufeinanderprallte. Was fehlte, waren Marken und Läden, in denen die jungen Amerikaner coole Kleidung kaufen konnten. Musiker tru­gen sie, aber sie war aus England importiert oder wurde für sie maßgeschneidert. Also entschied ich mich, diese Kleidungs­stücke zu finden und den Look in meinem eigenen Laden anzubieten. 

Durch People’s Place konnten Sie Ihr Gespür für Mode zum Beruf machen. Auch später haben Sie mit Ihrer eigenen Marke oft die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit getroffen. Woher wissen Sie, wann die Welt reif für eine Idee ist?

Damals war ich direkt am Puls der Zeit. Wir lebten den Life­style voll und ganz. Wenn du ein Teil des Ganzen bist, dann ist es viel einfacher mitzubekommen, was die Leute wollen – manchmal sogar, noch bevor sie es selbst wissen. Damals drehte sich alles um Musik, Kunst, Mode und Fernsehen. Aber natürlich auch um Hollywood und Sport. Ich ließ mich von all dem inspirieren, vermischte die verschiedenen Einflüsse und arbeitete beständig an der Entwicklung des Looks, bis ich schließlich meine eigene Marke gründete. 

People’s Place war der Name des ersten Geschäfts, das Hilfiger im Alter von 20 Jahren in seiner Heimatstadt eröffnete. 

Seine Freunde und Tommy liebten die Kleidung der Musiker, aber konnten sie nicht in den Läden finden – bis Hilfiger diese Lücke schloss.

Motivation ist sehr wichtig.

Würden Sie es als Talent bezeichnen, den Geschmack der Menschen erahnen zu können? 

Motivation ist sehr wichtig.  Du musst den richtigen Riecher haben, dazu die Fähigkeit zu visualisieren, und du musst die Popkultur verstehen. Aber wenn du etwas wirklich Gutes schaffen willst, musst du dich mit großartigen Menschen umgeben. Ich war immer davon überzeugt, dass ich Menschen einstellen sollte, die intelligenter sind als ich. Ich hatte immer die Vision, Mode zu machen, möglich wurde es aber erst in der Zusammenarbeit mit einem tollen Team. 

Das scheint heute wichtiger zu sein als jemals zuvor. Durch die sozialen Medien und das Internet ist Mode in unserer Kultur omnipräsent. Glauben Sie, dass es im Jahr 2019 schwieriger ist, den Zeitgeist einzufangen, als zu Ihren Anfängen in den 1960er-Jahren?

Mode war schon immer ein Teil der Popkultur und ist es heute aufgrund der sozialen Medien noch viel mehr. Hollywood-Stars wollen Designer werden, Musiker wollen Designer werden, und alle wollen sie coole Klamotten tragen. Auch berühmte Sportler gründen ihre eigenen Modemarken und sind mehr denn je an modischer Kleidung interessiert. Wir sind heute also wieder mittendrin im Geschehen.

Ist es schwierig, den typischen Stil von Tommy Hilfiger beizubehalten und gleichzeitig auf all die neuen Einflüsse zu reagieren? 

Für alles, was du tust, brauchst du einen eigenen Stil. Egal ob du ein Restaurant betreibst oder Automobile herstellst wie Mercedes-Benz. Aber natürlich kannst du dich nicht nur darauf verlassen. Es ist ebenso wichtig, ständig neue Ideen zu entwickeln und auch umzusetzen.

Anderen einen Schritt voraus sein.

Ihr jüngstes Projekt, mit dem Sie am Zeitgeist bleiben, ist die Zusammenarbeit mit Mercedes-AMG Petronas Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton. Warum passt er so gut zu Ihrer Marke?

Lewis und ich sind Freunde geworden. Als ich ihn kennenlernte, fiel mir auf, dass Lewis sehr an Mode und Musik interessiert ist und sich nicht nur für den Rennsport begeistert. Für mich ist er eine Ikone der Popkultur. In einem unserer vielen Gespräche redeten wir darüber, etwas zusammen zu machen. Er hatte die Idee, die TommyXLewis-Linie zu starten. Lewis beteiligte sich mit großem Engagement am Design und am Marketing. Und das immer mit einer unglaublichen Leidenschaft.

Können Sie sich an einen besonderen Moment der Zusammenarbeit erinnern?

Wir unterhielten uns lange über das Logo und drehten uns dabei irgendwann im Kreis. Es folgte ein Hin und Her mit dem Grafiker, um es perfekt zu machen. Unserer Meinung nach haben wir dann die perfekte Lösung gefunden. Lewis arbeitet hart. Er ist bescheiden, dankbar und verständnisvoll, aber auch sehr ehrgeizig!

So wie Sie.

Ja. Das ist wohl die Aufregung, die wir brauchen. Andernfalls wäre es langweilig. Ich will kein langweiliges Leben. Auch will ich der Konkurrenz nicht zu ähnlich werden, sondern ihr immer einen Schritt voraus sein. Mich von den anderen unterscheiden.

Es wurde noch nie so viel über Kleidung diskutiert wie heute und sie wurde auch noch nie so sehr geschätzt. Dennoch gibt es nach wie vor Menschen, die von sich selbst behaupten, sie würden sich nicht für Mode interessieren. Ist das überhaupt möglich?

Das ist schwer. Auch wenn man sich nicht für Mode interessiert, so achtet man doch auf Aspekte wie Komfort und Wetterfestigkeit. Machst du dir wirklich keine Gedanken darüber, was du an sonnigen Tagen oder bei Schnee trägst? Ich glaube, dass jeder auf eine gewisse Art und Weise darauf achtet.

Man muss sich gegenseitig zu respektieren.

Laut Statistiken achten vor allem Männer heute mehr als früher auf ihre Kleidung. Der Markt für Männermode ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen. 

Ja, er wächst sogar mehr als jemals zuvor. Für Männer sind insbesondere die Qualität, die Passform und die Marke von Interesse. Frauen sind experimentierfreudiger. Sie sehen sich in erster Linie nach modischer Kleidung um. Danach erst achten sie auf die Marke oder darauf, was ihre Freunde denken. Männer bleiben einer Marke oder einem Look, der zu ihnen passt, eher treu. Frauen hingegen verändern sich gerne und probieren Neues aus.

Bei Ihrer Kooperation mit dem avantgardistischen Label Vetements sprachen Sie eine junge und sehr modebewusste Zielgruppe an. Planen Sie weitere Kollaborationen, die auf etwas gewagtere Stile abzielen?

Die Zusammenarbeit mit einer Marke wie Vetements ist für uns aufregend und wichtig. Voraussetzung ist dabei immer, dass die Marke, mit der wir zusammenarbeiten, so denkt wie wir. Ich habe unglaublich große Achtung vor Demna Gvasalia, dem Designer hinter Vetements, und für das, was sie bei Vetements tun. Auch weiß ich, dass sie uns achten. Demna trug als Teenager Tommy Hilfiger. Es geht darum, sich gegenseitig zu respektieren. Diese Kollaborationen sind für uns deshalb so spannend und wichtig, weil sie uns dazu bringen, etwas zu entwerfen, das wir vorher vielleicht noch nie gemacht haben.

Neue Wege gehen.

Neben Mode und Popkultur waren für Sie auch Autos immer eine wichtige Inspirationsquelle. Inwiefern?

Ich habe mich schon immer für Architektur und Design begeistert, und das Design von Autos ist einfach faszinierend. Mercedes-Benz hat großartige Arbeit geleistet und einige der besten Autos der Welt entworfen. Ich mag das Design und ich mag die Qualität. Mir gefällt, dass sie mit Begeisterung neue Wege gehen und gleichzeitig ihrem Stil treu bleiben. Das ist auch mein Arbeitsansatz. Wir haben eine solide Basis als Fundament, aber auch die Begeisterung dafür, den Kunden voranzubringen.

Welchen Mercedes-Benz aus Ihrer Sammlung schätzen Sie am meisten? 

Ich besitze einen 250 SL, den ich liebe. Er ist von 1971. 

Machen Sie damit ab und an eine Spritztour?

Natürlich, aber nur bei schönem Wetter.

Tommy Hilfiger hatte schon immer ein unfehlbares Gefühl für einen Stil, der seine Wurzeln in der amerikanischen Kultur hat, aber von weltweiter Attraktivität ist.

Weitere Informationen.

Tommy Hilfiger Instagram Tommy Hilfiger

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