Wir haben kaum den Flughafen in Cairns auf der Kap-York-Halbinsel in Queensland verlassen und schon fühlen sich unsere Kleider feucht an. Die feuchtwarme Regenzeit geht langsam zu Ende, doch die schwüle Luft ist immer noch zum Schneiden. Zum Glück ist keine Wolke am Himmel zu sehen, als wir in den Mercedes-AMG G 63 steigen, die Klimaanlage hochfahren und unsere Playlist für das anstehende Roadtrip-Abenteuer synchronisieren.
Zwei der bekanntesten UNESCO-Welterbestätten – das Great Barrier Reef und die Feuchttropen von Queensland – liegen in dieser tropisch-warmen Region am nordöstlichen Rand Australiens, rund 1.700 Kilometer nördlich von Brisbane. Die bei Touristen beliebte Stadt Cairns, in der es freundlich und entspannt zugeht, ist das Tor zu dieser grandiosen Wildnis. Hier in Cairns, wo man über die letzten Jahre die Uferpromenade renoviert und eine Reihe neuer Luxushotels gebaut hat, beginnt der Great Barrier Reef Drive. Diese 140 Kilometer lange Route erstreckt sich bis zu Cape Tribulation, einer Landzunge und Küstenortschaft inmitten des 120.000 Hektar großen Daintree-Regenwalds. Der Great Barrier Reef Drive gehört zu den schönsten Küstenstraßen Australiens und ist mit seinen verschiedenen Nebenstrecken, die alle für den Straßenverkehr offen sind, genau das Richtige für die G-Klasse.
Die ersten 70 Kilometer dieser herrlich wilden Route führen von Cairns zu dem kleinen Urlaubsort Port Douglas. Die Strecke lässt sich in einer Stunde schaffen. Doch man sollte diese Fahrt genießen – besonders am Steuer eines G 63. Seine großen Fenster ermöglichen einen großartigen Panoramablick über die grüne Landschaft, wo regenwaldbedeckte Hügel in einen die Küste säumenden Flickenteppich aus Zuckerrohrplantagen hinabfallen.
Als wir Palm Cove passieren, einen Vorort von Cairns, wird die Landschaft zerklüfteter, und die Straße führt nun entlang der Küste durch den Macalister-Range-Nationalpark. Idyllische Strände laden zu einer Pause und einem Bad im Meer ein, doch die Schönheit der Natur kann in dieser Region trügerisch sein. Schilder erinnern daran, dass gerade „Stinger“-Saison ist und tödliche Quallen das Schwimmen außerhalb besonders geschützter Bereiche zu gefährlich machen. Auch Salzwasserkrokodile gibt es hier.
Überall stehen gut sichtbare rot-gelbe Schilder, die auf Englisch, Deutsch und Chinesisch vor den „Salties“ warnen.
Die sandigen Zufahrtsstraßen zu den Stränden entlang der Route bieten jedoch eine aufregende Gelegenheit, die Fähigkeiten des G 63 zu testen. Wir schalten in einen niedrigen Gang, als wir den Asphalt hinter uns lassen, doch der Übergang ist so nahtlos, dass es sich anfühlt, als hätten wir die befestigte Straße nie verlassen. Das ist auch nicht überraschend, da jedes Fahrzeug der G-Klasse auf der notorisch schwierigen Mercedes Teststrecke am Schöckl, dem Hausberg der österreichischen Stadt Graz, auf Herz und Nieren geprüft wird.
Der Himmel leuchtet tieforange in der Dämmerung, und der G 63 erwacht grollend zum Leben, als wüsste er, wohin es geht. Denn die nächste Etappe unserer Reise führt uns über den Daintree River, den man von Port Douglas aus nach 40 Fahrminuten erreicht, und hinein in die Wildnis von Cape Tribulation. Bevor wir den für die darin lebenden Reptilien berühmten Fluss überqueren, unternehmen wir eine Bootstour mit dem Anbieter Solar Whisper, der elektrische Boote einsetzt, um die Beobachtung von Tieren in ruhiger Umgebung zu ermöglichen.
Nachdem wir einige Salzwasserkrokodile beobachtet haben, sitzen wir wieder im geräumigen Innenraum der G-Klasse, bereit für das nächste Abenteuer. Das vom Straßennetz abgeschnittene Cape Tribulation ist nur von Süden aus per Autofähre zu erreichen. Die Überfahrt über den Fluss dauert nur wenige Minuten, doch wenn man von der Fähre rollt, fühlt man sich wie in einem Dinosaurierfilm. Der älteste durchgängig fortbestehende Regenwald der Welt umschließt die schmale Straße, als der G 63 zu unserem ersten Halt, dem Mount Alexandra Lookout, hinaufklettert. Der klare Himmel gewährt uns eine atemberaubende Aussicht über den Regenwald bis zum türkisfarbenen Korallenmeer. Dann fahren wir langsam weiter und passen dabei gut auf, da jederzeit Kasuare die Straße überqueren könnten. Die Menschen, die abgeschieden in der kleinen Ortschaft von Cape Tribulation leben, arbeiten zu einem großen Teil in Tourismusbetrieben wie der Daintree Ice Cream Company. Dort erfrischen wir uns mit einem Eis und probieren eine Kombination aus Kokosnuss und der heimischen Sorte Akaziensamen.
Ausgeschilderte Wanderwege animieren uns dazu, uns unterwegs auf der Stecke nach Cape Tribulation, wo der Great Barrier Reef Drive und auch die Asphaltstraße offiziell enden, ein wenig die Beine zu vertreten. Von hier an geht die Straße in den berüchtigten Bloomfield Track über, eine anspruchsvolle Strecke für Fahrzeuge mit Allradantrieb, die Cape Tribulation mit dem geschichtsträchtigen Ort Cooktown verbindet. Die in der Regenzeit oft gesperrte Straße ist heute freigegeben, was wir als Einladung begreifen, in den Gelände-Modus zu wechseln und einen Abschnitt der Piste anzutesten. Dann geht es wieder zurück auf die Route nach Cairns.
Die erste Flussdurchfahrt bewältigen wir so komfortabel, dass wir die Unebenheiten des steinigen Flussbetts kaum spüren, während oben das Wasser über die Motorhaube spritzt. Anschließend erklimmen wir den ersten von zwei steilen Hügeln, die den meisten Fahrzeugen auf der Strecke alles abverlangen. Der G 63 meistert ihn problemlos. Es ist aber beruhigend zu wissen, dass wir nur eine Notfalltaste drücken müssen, um Hilfe zu erhalten, sollten wir welche brauchen.
Viel zu früh müssen wir uns von der Wildnis verabschieden und den Rückweg einschlagen. Die Dämmerung kommt schnell, als wir nach Cairns hineinfahren, um uns im Crystalbrook Flynn, dem neuesten Luxushotel der Stadt, frisch zu machen. Anschließend laufen wir den kurzen Weg zur Uferpromenade, wo wir im zwölften Stock eines Gebäudes die Rooftop-Bar Rocco besuchen. An unserem Platz in der höchsten Bar von Cairns stoßen wir auf unser unglaubliches Abenteuer an. Plötzlich flattert ein Schwarm Regenbogenpapageien unter vielstimmigem Gekreische vorbei. Selbst hier in der Stadt ist die Wildnis niemals weit.