Die Nagellack-Revolutionärin: Jenni Baum-Minkus.

Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest? Als Jenni Baum-Minkus vor einigen Jahren diese Frage gestellt wird, kommt ihr nur eines in den Sinn: Glitzernagellack. Damals fehlt ihr der Mut, das laut auszusprechen. Aber die Idee lässt sie nicht los. Sie verbringt Nächte damit, über Nagellack zu recherchieren, und findet heraus, welche schädlichen Inhaltsstoffe in herkömmlichen Produkten enthalten sein können. Sie erkennt die Chance, den Markt zu revolutionieren. „Ich wollte ein Produkt entwickeln, bei dem unsere Kundinnen und Kunden nicht darüber nachdenken müssen, ob sie dabei sich selbst oder dem Planeten schaden“, sagt die Berlinerin heute.

Sie hört also auf ihr Bauchgefühl und verlässt ihren Vollzeitjob bei einem Großkonzern. Ihre Vision verfeinert sie beim Grace Accelerator Summer Camp, gefördert durch She’s Mercedes. Dort findet sie Unterstützung und ein Netzwerk aus erfahrenen Mentorinnen und Gründerinnen. Die Teilnahme zahlt sich aus: Noch im selben Jahr gründet Jenni Baum-Minkus offiziell ihr Unternehmen gitti Conscious Beauty. Sie sucht sich ein Team von Experten zusammen, mit denen sie gemeinsam an den Lösungen für eine rücksichtsvolle Beauty-Branche arbeitet.

Ihr erstes Produkt ist bis heute das Herzstück ihrer Marke: eine Nagelfarbe auf Wasserbasis. Später kommt eine Variante auf Pflanzenbasis dazu. Mit beiden findet sie eine begeisterte Kundschaft, die bewusste und nachhaltige Lösungen in allen Schritten schätzt. Dabei geht es nicht nur um Inhaltsstoffe, sondern auch um Verpackungs­lösungen, Produktion und Logistik. „Als wir die erste Kollektion von meinem Wohnzimmertisch aus gelauncht haben und diese innerhalb von zwei Stunden ausverkauft war, wusste ich: Wir sind auf dem richtigen Weg. Der Vorrat sollte eigentlich für das ganze Jahr reichen.“

Seitdem ist viel passiert. Das Unternehmen wächst rasch, bildet eine lebendige Community und im Sortiment finden sich neben Nagel­farben mittlerweile auch Make-up, Gesichts- und Körperpflege. An Mut und Ambition hat Jenni Baum-Minkus nichts eingebüßt: „Wir wollen die größte Conscious-Beauty-Marke werden. Eine Marke, die besser ist für den Menschen und den Planeten.“ Ein Neuanfang, für den sich das Vertrauen ins eigene Bauchgefühl gelohnt hat.

Jenni Baum-Minkus schafft mit gitti Conscious Beauty neue Standards für nachhaltige und rücksichtsvolle Beauty-Produkte.

Mit den alkoholfreien Spirituosen von REBELS 0.0% stehen Christof Tremp (links) und sein Mitgründer Janick Planzer für bewussten Trinkgenuss. 

Der bewusste Genießer: Christof Tremp.

„Der letzte Gin Tonic ist immer der, den man am nächsten Morgen bereut“, sagt Christof Tremp. Lange im Corporate-Bereich tätig, unter anderem für Lebensmittelfirmen, merkt der Schweizer irgendwann, dass er sein eigener Chef sein will. Statt auf die zündende Idee zu warten, recherchiert er aktiv nach den Entwicklungen in der Food- und Getränkebranche. Und stößt auf den Megatrend der alkoholfreien Aperitif-Alternativen. „In Großbritannien gab es das schon, Deutschland fing auch gerade an. Ich wusste: jetzt oder nie. First Mover musst du nicht sein, aber Early Mover ist schon wichtig.“

Zum ersten Mal hört er vom Alkohol ohne Alkohol während seines Sabbaticals auf dem Jakobsweg. Zuerst findet er die Idee irritierend. Doch je mehr er darüber nachdenkt, desto sinnvoller erscheint ihm der Trend. Laut Marktforschungsunternehmen Nielsen ist der Absatz von Produkten des No/Low-Alcohol-Sektors seit 2015 um über 500 Prozent gestiegen. Ein neues Gesundheitsbewusstsein, vor allem in der Generation Z, und die fehlenden Alternativen auf dem Markt für leckere prozentfreie Drinks bieten die ideale Voraussetzung für die Gründung von Tremps Start-up REBELS 0.0%. Gemeinsam mit Co-Founder Janick Planzer entwickelt er je ein Pendant zu Amaretto, Gin, Rum, Spritz und Vermouth.

Direkt zu Beginn der Coronapandemie gegründet, braucht es Durchhaltevermögen des Gründerduos, etwa als sich durch stockende Lieferketten die Produktion verzögert. Weil Clubs und Bars aber geschlossen bleiben, haben die zwei Glück im Unglück, denn der Heimkonsum boomt. Inzwischen sind die Produkte von REBELS 0.0% mit mehreren Branchenpreisen ausgezeichnet.

Das Besondere an ihren Getränken ist ein Doppeldestillierverfahren auf Wasserbasis, das für einen intensiven Geschmack sorgt. „Wir wollten möglichst nah an die Klassiker herankommen und haben verschiedene Methoden ausprobiert. Den Alkohol wegdestillieren war für uns keine Option, weil wir uns das Ziel von null Prozent gesetzt hatten“, sagt Christof Tremp. Sie sind nicht gegen Alkohol, sondern vielmehr für eine neue soziale Trinkkultur, in der alle frei wählen können. Ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit Spaß an gesunden und hübschen Drinks. Mit welchem der Gründer selbst am liebsten anstößt? „Mit dem Nogroni.“

Der Lösungssucher: Morgan Wirtz.

Die belgischen Medien nennen Morgan Wirtz den nächsten Steve Jobs. Wenngleich dem Jungunternehmer diese Vergleiche schmeicheln, sagt er selbst, dass er ja noch am Anfang des Weges stehe. Und doch gibt es gewisse Parallelen.

Wie der Apple-Gründer bricht Wirtz sein Studium ab – es ist zu theoretisch. Eine Idee für seinen Traum vom eigenen Unternehmen gibt es bereits. Er mietet sich in ein Co-Working-Space ein, lernt dort seine späteren Mitgründer kennen und gemeinsam entwickeln sie RISE, ein Konto speziell für Kinder ab zehn Jahren. Das Prinzip ist denkbar einfach: Eltern eröffnen ein Depot, laden ihre Kinder online dazu ein und können per App nachvollziehen, wofür das Taschengeld ausgegeben wird. Gleichzeitig können sich die jungen Kontoinhaber vollkommen autark ausprobieren, Sparziele festlegen oder ihr Budget überblicken. Das alles an einem geschützten Ort, der modern gestaltet und leicht zu bedienen ist. Für die Eltern gibt es individuelle Einstellungsoptionen, etwa das Festsetzen von Ausgabenlimits.

„Teenager sprechen heute in den Schulpausen über Bitcoins und Investments. Geld wird immer digitaler, Kinder bekommen ihr Taschengeld überwiesen. Aber man lernt dazu nichts in der Schule, sondern beim Ausprobieren“, sagt der 23-Jährige. Learning by Doing, das ist einer der Leitsätze von RISE, von dem der CEO vollkommen überzeugt ist. „Wenn die Kinder mal einen Fehler machen – kein Problem, denn so lernen sie daraus und können als Erwachsene besser mit Geld umgehen.“

Morgan Wirtz kommt selbst nicht aus einer Bankerfamilie. Doch der Anspruch, ein perfektes Produkt zur Lösung gesellschaftlicher Probleme zu entwickeln, treibt ihn an. Schon als Jugendlicher strebt er nach Topleistungen, als er im Profi-Segelsport trainiert. „Die Messwerte für Erfolg sind beim Segeln und bei der Gründung dieselben: Ehrgeiz, Kreativität, Teamwork. Rückblickend würde ich sagen, dass der Sport meine erste unternehmerische Reise war.“

Für RISE soll es nach dem erfolgreichen Start auf dem belgischen Markt im kommenden Jahr in weitere europäische Länder gehen. Die Mission: Kindern Mut und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten geben. Morgan Wirtz lebt es vor.

Mit RISE will Morgan Wirtz den Umgang mit Finanzen für eine junge Zielgruppe attraktiv machen – ganz ohne Risiken.