Ein Sonntag im Jahr 1998. Das Grau des Meeres und das des Himmels verschwimmen am Horizont. Von der Küste weht ein eisiger Wind in Richtung Gebirge. Ein Mercedes-Benz 230 E schlängelt sich über eine Straße durch die schneebedeckte Landschaft Islands. Auf dem Vordersitz: ein Mann, der gerade eine Beatles-Kassette einlegt und die Lautstärke hochdreht. Seine Tochter, sechs Jahre alt, sitzt auf dem Rücksitz und isst ein Eis. Ein paar Jahre später sollte dieses Mädchen eine der berühmtesten Sportlerinnen Islands werden. 

Kleinen Schritte, große Karriere.

Ólafía Kristinsdóttir lächelt, als sie diese frühe Erinnerung an die Sonntagsausflüge mit ihrem Vater Revue passieren lässt. Wir treffen die inzwischen 30-Jährige an ihrem Haus in einer Kleinstadt südlich von Reykjavík. Die Morgensonne kämpft sich durch die helle Wolkendecke und bringt das matte Grün der umgebenden Hügel zum Vorschein. Mit dem EQA 300 4MATIC beginnen wir die gemeinsame Fahrt gen Keilir-Golfplatz. Ein Ort, der unsere Protagonistin geprägt hat wie wenig andere. Dabei ist Golf für sie als Kind zunächst keine Leidenschaft, sondern eher Zeitvertreib. Ihre beiden älteren Brüder lassen ihr keine Wahl: „Wenn sie auf mich aufpassten, mussten wir tun, was sie wollten. Also gingen wir zum Golfspielen.“

Ihre erste Medaille gewinnt sie im Alter von zehn Jahren – ein Schlüssel­erlebnis für Kristinsdóttir: „Ich fand es so cool, eine Medaille zu haben. Also habe ich weiter trainiert. Das war mein Ansporn.“

Doch anders als ihre Eltern damals fährt Kristinsdóttir keinen Verbrenner, sondern einen EQA. Und ist damit in Island keine Ausnahme: Nach Norwegen ist es das Land mit der höchsten Anzahl an Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen weltweit. Dabei gab es vor knapp einem Jahrzehnt nicht mal 100 Elektrofahrzeuge im Land. Was sind die Gründe für diese rapide Entwicklung?

Die Antwort liegt in der sich stetig wandelnden Natur. Wer auf Island unterwegs ist, spürt diese Kräfte permanent. Sei es bei der Fahrt vorbei an atemberaubenden Wasserfällen, knackenden Gletschern, zischenden Geysiren oder rauchenden Vulkanen. Alles auf Island ist in ständiger Bewegung.

Ein Land wie gemacht für Elektromobilität.

Bis 2040 will das Land CO2-neutral werden. Ein realistisches Ziel, wenn man sich die gegenwärtige Situation vor Augen führt: Island deckt bereits heute seinen Strombedarf zu annähernd 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Denn davon gibt es in Island reichlich. Allen voran Wasserkraft und Geothermie, also Erdwärme.

Mithilfe des Infotainment-Systems MBUX suchen wir nach einer Möglichkeit zum Laden. Und tatsächlich finden sich auf dem Display gleich mehrere Schnellladestationen in der Umgebung. In Vík í Mýrdal, einem kleinen Dorf an der Südspitze der Insel, machen wir Halt. Schnelllade­säulen säumen die Ringstraße im Abstand von nie mehr als 100 Kilo­metern. Mit bis zu 417 Kilometern Reichweite kämen wir aber auch nicht in die Bredouille, wenn eine Ladesäule bereits belegt wäre.

Während grüner Strom durch die Leitung in den EQA fließt, zeigt uns Ólafía Kristinsdóttir ein paar Golfbälle, einer davon mit auffälliger Beschriftung. „Das ist mein erster Hole-in-one-Ball“, erzählt Kristinsdóttir mit strahlenden Augen. Ein Hole-in-one ist der Jackpot des Golfspiels: Mit nur einem Schlag wird der Ball direkt ins Loch geschlagen. „Das Publikum ist durchgedreht. Und du stehst da, in deiner eigenen Welt, noch total fokussiert, der Ball verschwindet und du realisierst: Das ist ein Hole-in-one. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet.“ Ein anderes Highlight ihrer Karriere ist die Teilnahme an den European Championships 2018, als sie im gemischten Team für Island antritt und die Goldmedaille gewinnt. Außerdem ist sie die erste isländische Golferin, die bei der bekannten Ladies Professional Golf Association Tour dabei ist.

Man bemerkt schnell, wie sehr Ólafía Kristinsdóttirs Herz immer noch am Golfen hängt. Beim Erzählen leuchten ihre Augen und sie spricht schneller. 2022 dann der Einschnitt: In einem emotionalen Video auf ihrem YouTube-Kanal verkündet die Isländerin ihren Rückzug aus dem professionellen Golfsport. Sie ringt sichtlich mit sich, braucht mehrere Anläufe. Es war keine leichte Entscheidung, wie sie erzählt. „Es erforderte Mut, ein solches Video zu veröffentlichen, mich verletzlich zu zeigen. Aber ich hielt es für den richtigen Weg. Der Großteil der Menschen versteht auch, dass der Profi-Lebensstil nicht immer einfach ist. Man muss eine Menge opfern und ich habe jetzt eine Familie. Es war Zeit für mich, ein neues Kapitel zu beginnen.“

Ihr Rat, um sich einen solchen Karrierewechsel zu trauen? Darauf achten, ob es eine Idee ist, die einen länger als eine Woche beschäftigt. Und dann dem eigenen Bauchgefühl vertrauen. „Natürlich ist es immer schwierig, bei null anzufangen. Jetzt muss ich mir erst einmal einen Ruf in dieser Branche aufbauen. Im Golfsport hatte ich mir eine Reputation erarbeitet. Aber das hier ist etwas völlig Neues.“

Eigenes Unternehmen.

Unter dem Golfball liegt ein Buch auf dem Beifahrersitz: Kristinsdóttirs Tagebuch, in dem sie ihre Gedanken und Business-Ideen festhält. Anfang 2023 findet nach nur zweimonatiger Entwicklung der Launch ihres Online-Verleihs für Luxushandtaschen statt. Eine Affinität für Mode zeigt sich schon im Alter von sieben Jahren. Ihr damaliger Berufswunsch? Fashion-Designerin. Nun ist die Zeit reif für ihren Eintritt in die Branche.

Kristice, so der Name ihres eigenen Unternehmens: Kristinsdóttir aus „Iceland“. Es ist ihr kreativer Raum, um Dinge auszuprobieren und zu lernen: Sie spricht mit Mentorinnen, liest über Unternehmensgründungen, gestaltet mithilfe von YouTube-Videos ihre Website. Feuer und Flamme sei sie gewesen, erinnert sie sich.

„Ich bin um sechs Uhr aufgestanden und habe mit Arbeiten angefangen. Ich war so aufgeregt.“ Mit der Business-Idee verfolgt sie neben der Mode noch ein Thema, das ihr am Herzen liegt: Nachhaltigkeit. Der Taschenverleih ist ein Beispiel für Sharing Economy: Dinge werden nicht mehr von Einzel­personen gekauft und selten genutzt, sondern geliehen und nach Benutzung wieder zurückgegeben. So werden Ressourcen gespart und die Umwelt geschont.

Alles bleibt in Bewegung.

Nach einer halben Stunde ist der EQA geladen und die Fahrt geht zurück Richtung Reykjavík. Abseits der Ringstraße sind befestigte Straßen auf Island keineswegs die Regel. Mit dem Allradantrieb 4MATIC kann der EQA auch viele der Schotterstraßen problemlos bewältigen und sorgt zudem für ein sicheres Fahrverhalten bei Schnee und Eis. Mit jedem weiteren Kilometer ändert sich das Wetter und plötzlich ist das Fahrzeug umhüllt von dichtem Nebel. Kein Grund zur Sorge: Ein isländisches Sprichwort besagt, dass man nur fünf Minuten warten müsse, wenn einem das Wetter nicht behage. Die Natur, die Witterung – ein stetiger Wandel. Auf Island lernt man, die Dinge so zu nehmen, wie sie eben kommen. Das bestätigt auch unsere Protagonistin: „Da sich das Wetter vom einen auf den anderen Moment ändern kann, sind wir sehr spontan. Das Motto vieler Isländer ist deshalb: Es wird schon alles gut gehen.“

So wie die Natur Islands scheint auch der EQA in ständiger Bewegung: Das MBUX erkennt die Gesten teilweise automatisch und hebt bestimmte Bereiche des Displays hervor, was die Bedienung deutlich erleichtert. Die Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC sorgt je nach Wetterlage für eine konstante Temperatur. Ein Detail hat es Ólafía Kristinsdóttir aber besonders angetan: die Ambientebeleuchtung, die gerade im Kontrast zum grauen Nebel eine gemütliche Licht­atmosphäre im Inneren schafft. „Ich habe davon einmal eine Story auf Instagram gepostet. Und die Leute fanden diese Beleuchtung so cool und haben mich noch lange danach darauf angesprochen.“

Die Anzahl der Häuser nimmt wieder zu, die Straßenzüge werden städtischer: Wir erreichen die Ausläufer von Reykjavík. Gerade rechtzeitig, damit die Mutter ihren knapp anderthalb Jahre alten Sohn aus dem Kindergarten abholen kann. Natürlich habe sie ihn schon mal mit auf den Golfplatz genommen und inzwischen würde er sogar schon „Golf, Golf!“ rufen. „Vielleicht sollte ich mit seinem Training früher beginnen als gedacht“, schmunzelt sie.

Nicht nur für ihren Sohn kehrt die ehemalige Profisportlerin auf den Golfplatz zurück: Zusammen mit einem ehemaligen Sponsor möchte sie Golfkurse für Mädchen anbieten, um so die nächste Generation an Sportlerinnen mit ihrem Elan anzustecken. Außerdem engagiert sie sich in ihrem Golfclub in Reykjavík und in Trainingsgruppen mit anderen Spielerinnen. Golf nimmt also weiterhin einen großen Stellenwert im Leben der Isländerin ein, wenn auch nicht mehr in dem Maße wie zuvor.

„Jetzt startet das nächste Abenteuer“, sagt Ólafía Kristinsdóttir am Ende ihres Rücktritts-Videos. Es bringt ihren Ansatz, neue Dinge anzugehen, auf den Punkt. Offen zu sein für die Abenteuer, die das Leben einem bietet. Abenteuer, die überraschen. Abenteuer, um in Bewegung zu bleiben. Ob ihr Vater immer noch den 230 E fährt? Nein, entgegnet Kristinsdóttir, ihr Vater sei schon auf E-Mobilität umgestiegen.

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