Ein Szenespot.

Es ist noch kühl an diesem Montagmorgen in West Hollywood, Nebel liegt über der Melrose Avenue. Bleibt das Verdeck eben erst einmal zu. Thomas Nickel schwingt sich aus dem silberfarbenen Mercedes-Benz S 560 Cabriolet und nimmt die drei Stufen hinauf zum Urth Caffé auf einmal. Mehrmals in der Woche frühstückt er hier. Der eine oder andere Oscar-prämierte Schauspieler, erzählt er, schaue frühmorgens ebenso gern mal vorbei wie zu späterer Stunde das internationale Modelkarussell. Die laminierte Speisekarte bietet ausschließlich Bio-Gerichte. Ein Szenespot.

Zwei Spanish Latte später ist der kalifornische Morgen heller geworden, die Genusstour kann beginnen. Ein ganz entspannter Sonnentag zwischen Hollywood Hills und Deer Canyon Road wartet. Thomas Nickel federt zurück in sein 469 PS starkes Gefährt, „das ist heute meine Sonnenterrasse“, sagt er, ein ansteckendes Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Ein Druck auf den Schalter und die mächtige Stoffhaube fährt fast geräuschlos nach hinten, während sich Nickel zum Crescent Drive aufmacht.

Auftakt: Der Nebelvorhang lichtet sich, Thomas Nickel startet gleich in einen Tag voller Fahrabenteuer.

Hollywood Hills Airstream | Nickel vermietet bei Airbnb seinen Airstreamer Land Yacht für 260 Dollar am Tag: für die „L.A. Weekly“ einer der heißesten Tipps der Stadt!

In ein Schmuckstück verwandelt.

Nur ein paar Minuten nördlich wohnt er. Hier hat er vor sechs Jahren hoch über den Hügeln der Stadt ein heruntergekommenes Grundstück aufgetan und einen alten Bungalow in ein Schmuckstück verwandelt. Die verglasten Wände geben an dem wärmer werdenden Morgen einen 270-Grad-Blick auf die Hollywood Hills, Burbank und Downtown Los Angeles frei. Eine Etage unter der Panorama-Terrasse glitzert in der Sonne der 69er Airstream-Wohnwagen, in dem Nickel bei der Renovierung des Bungalows wohnte – heute vermietet er ihn über Airbnb. Nach dem Aufstehen blicken seine Gäste auf das Hollywood-Zeichen, daneben erstreckt sich der Hippie Canyon, den einst die Doors leer kauften, um ihre Ruhe zu genießen. Am Ende der Straße steht noch heute das ehemalige Wohnhaus von Jimi Hendrix.

Erst mal wandern.

Nickel nimmt seine Freundin in den Arm, zieht sich seine Hiking-Klamotten an, es kann weitergehen. Eine kurze Rekelei in den dunkelroten Ledersitzen seines 560ers, ein Blick in den blauen Himmel und er startet den wohlig wummernden Achtzylinder. Die Fahrt zum Naturschutzgebiet nahe dem legendären Mulholland Drive dauert nur ein paar Minuten. Eine halbe Stunde Hiking, strammer Schritt. Die Sonne hat die Wolken nun vertrieben. Thomas Nickel nimmt einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche.

Einst lebte er in Recklinghausen, wo er Anfang der 80er-Jahre, nach der Schule, Polizist wurde. Später wechselte er zum Bundeskriminalamt, es zog ihn zum Botschaftsschutz, ehe er von allem genug hatte und einfach hinschmiss. „Meine Kollegen haben mir damals einen Vogel gezeigt“, sagt er, „‚Du bist doch Beamter!‘ Aber mir war das einfach nicht genug.“

Nach seinem Informatikstudium stieg ­Thomas Nickel über die Firma Arnold & Richter (Arri) ins Münchner Filmgeschäft ein, arbeitete als Produzent, leitete unterschiedlichste Kinoprojekte und kam nach einem kurzen Intermezzo in Indien nach Los Angeles. Die Stadt der Träume? Nickel ist 53 Jahre alt, für ihn jedenfalls ist sein Traum wahr geworden. Anfang dieses Jahrhunderts nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Nach einer raschen Dusche zu Hause bricht Nickel auf Richtung Malibu, wo er ein paar Besorgungen erledigen will. Sonnenbrille, Shirt und Schuhe – schon viel zu lange hat er den Kauf vor sich hergeschoben. Heute, wo er nicht für die eigene Produktionsgesellschaft arbeiten muss und Termine erst am Abend anstehen, ist die 45-minütige Fahrt gen Malibu ein sehr angenehmes Mittel zum Zweck.

Walk of Fame: Der Hollywood Boulevard, dessen Bürgersteig die berühmten Sterne zieren, verlockt zum Aussteigen.

Blickfang vor dem Fenster.

Erst geht es über den Highway 101 und dann den 405 Richtung Nordosten, ehe die kurvenreiche Las Virgenes Road bis hinunter an den Pacific Coast Highway führt, wo sich der Malibu Country Mart befindet. Die Sonne brennt mittlerweile und so bietet sich vor der Shoppingtour ein Abstecher zu SunLife Organics an. Beim Warten auf den Vitalshake – natürlich mit dem Trendgemüse Kale – gibt es einen Plausch mit der Bedienung. Man kennt sich, und den vier Köpfen hinter der Ladentheke gefällt der offene S 560 draußen vor den Fenstern wohl besonders gut. Da können die Gäste gerne einen Moment auf ihre Drinks warten.

Die Wellen sind zahm.

Thomas Nickel besitzt mehrere Autos, etwa einen 1967er Chevrolet Impala und ganz frisch einen 1990er Nissan 300 ZX. Doch sein Liebling des Monats ist das Mercedes-Benz S 560 Cabriolet, das so perfekt in diese Umgebung passt wie kein anderes Auto. Luxus, Souveränität, Lässigkeit und elegante Dynamik – die offene S-Klasse ist Californian Living auf vier Rädern. Und Thomas Nickel seit frühester Kindheit Mercedes-Fan. Als er einst mit einem Bänderriss im Krankenhaus lag, schwatzte er seinem betagten Zimmernachbarn dessen ungenutzten 280 S der Baureihe W 116 ab und fuhr in den 80ern und 90ern bevorzugt 123er-Modelle. „Am liebsten den 280 CE“, sagt er. Wieder dieses unverschämt breite Lachen.

Ein kurzer Sprung in den Vintage-Klamottenladen über die Straße. Viel los ist an diesem Montagmittag nicht. Zum Kauf entschließen kann sich Nickel nicht, lieber schaut er noch bei einem Surfshop rein, ehe der Zuma Beach lockt. Am Lieblingsstrand der Einheimischen ist zu dieser späten Mittagsstunde noch weniger los als am Farmer’s Market. Kein Gedanke an die Familien, die hier gestern noch das Wochenende haben ausklingen lassen, oder Paare, die sich in der untergehenden Sonne in die Augen schauten. Nickel lockt es ins Meer, die Wellen sind zahm. Nach ein paar Ritten sitzt er im Sand, den Blick auf die Brandung gerichtet. Ein piepender Reinigungswagen reißt ihn aus seinem Tagtraum.

Genussfahrt: Nach dem Snack im „Urth Caffé“ mit Sonnenbrille auf der Nase ein bisschen aufs Gaspedal drücken. Ganz ohne Hektik.

Einmal kräftig durchatmen.

Noch sind die Tage an der amerikanischen Pazifikküste kurz, und die Sonne schiebt sich schon am späten Nachmittag Richtung Horizont. Bevor es zurück nach Hause an den Schreibtisch geht, gönnt sich Thomas Nickel noch eine Spritztour mit dem ­Cabriolet über den Pacific Coast Highway in die verwaist daliegenden Canyons. Eine ­seiner Lieblingsstrecken verläuft ein paar Meilen nördlich, in der Schlucht von Deer Creek. Kurz vor dem Navy-Stützpunkt von Point Mugu sind die Verkehrskontrollen rar und dort könnte man fast in die Versuchung kommen, „sein rechtes Bein auszustrecken“, wie man das temporäre Überschreiten der erlaubten Höchstgeschwindigkeit hier nennt. Aber nicht heute. Nicht mit diesem Traum von Cruiser.

Das Windschott unten, lässt Nickel den doppelt aufgeladenen Achtzylinder der S-Klasse einfach einmal durchatmen. Besser kann ein Tag kaum enden: mit einer Gleitfahrt durch die in der blauen Stunde leuchtenden Malibu Hills.

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