Genf oder gar nicht.

Mercedes-Benz geht zum Genfer Automobil-Salon vom 8. bis 18. März 1990 in der Kompaktklasse der Baureihe 201 aufs Ganze: Der 190 E 2.5-16 Evolution II, von den Fans schon bald kurz „EVO II“ genannt, hat dort vor 30 Jahren Premiere. Die 173 kW (235 PS) starke Limousine ist das Homologationsmodell für die gleichnamigen DTM-Renntourenwagen der Marke mit dem Stern.

Debüt in Genf: Der „EVO II“ (links) hat auf dem Genfer Automobil-Salon 1990 Premiere.

Luftkur-Orte: Heckflügel und Frontspoiler prägen die sportliche Aerodynamik des „EVO II“. 

Flügel-Wunder.

Der Supersportler legt einen schillernden Auftritt hin: Schon der Heckflügel macht die Spitzenposition des „EVO II“ im sportlichen Segment der Marke klar. Das kastenförmige Aerodynamikelement wird von Rüdiger Faul (Mercedes-Benz) und Professor Richard Läpple (Technische Hochschule Stuttgart) entwickelt. Dazu kommt der verstellbare Frontspoiler.

Sport-Jugend.

Die Mercedes-Benz Kompaktklasse (W 201) erweitert bei ihrer Premiere 1982 das klassische Produktprogramm der Stuttgarter Marke um eine dritte Hauptlinie, die unterhalb von Oberklasse und oberer Mittelklasse positioniert ist. Die kompakten und wirtschaftlichen „190er“ machen Sicherheit und Komfort auf höchstem Niveau nun auch in der Kompaktklasse verfügbar.

Der W 201 spricht auch eine jüngere Zielgruppe an – beispielsweise mit dem 190 E 1.8, der von dem neu entwickelten 1,8-Liter-Einspritzmotor angetrieben wird und kurz nach dem „EVO II“ im April 1990 Premiere hat.

Der Supersportler seiner Zeit spielt jedoch in einer ganz anderen Liga. Das gilt nicht nur für die Fahrleistungen, sondern auch für den Preis: Mit mindestens 115.259,70 DM kostet er mehr als dreimal so viel wie der 190 E 1.8. Heute sind die „EVO II“ besonders gesuchte Klassiker und werden sehr hoch gehandelt. So erreicht Mitte Januar der Wagen #256 mit lediglich 7.600 Kilometern auf dem Tacho einen Auktionspreis von 434.000 US-Dollar.

Der 190 E 2.5-16 Evolution II gehört im Frühjahr 1990 zu den Neuheiten in der Mercedes-Benz Kompaktklasse der Baureihe 201.

Exklusive Kleinserie.

Nur 502 Exemplare des 190 E 2.5-16 Evolution II baut Mercedes-Benz – bei fast 1,9 Millionen Limousinen der Baureihe 201, die insgesamt produziert werden. Das macht dieses sportliche Fahrzeug mit seiner exklusiven Ausstattung zum besonders gesuchten Klassiker.

Grund für die Kleinserie ist die Rolle des „EVO II“ als Homologationsmodell für den gleichnamigen DTM-Renntourenwagen. Vorgeschrieben sind dabei mindestens 500 an Kunden ausgelieferte Fahrzeuge des jeweiligen Typs.

Star-Gast.

Längst ist die Performance-Limousine ein gefeierter Gaststar bei Veranstaltungen der automobilen Klassik. Seit 2020 können zudem die bereits 1990 in Verkehr gebrachten „EVO II“ ein Oldtimergutachten erhalten und dann mit dem begehrten H-Kennzeichen zugelassen werden. 

Der „EVO II“ wird als serienmäßige Hochleistungs-Limousine vom 173 kW (235 PS) starken Vierzylindermotor M 102 angetrieben. Der Antrieb entsteht aus dem Motor des ebenfalls in Kleinserie angebotenen Vorgängers 190 E 2.5-16 Evolution (1989). Dieser wird wiederum aus dem 190 E 2.3-16 (1984) entwickelt, nicht aber aus dem 190 E 2.5-16 (1989) – trotz der verwandten Typbezeichnung. 

Alpen-Sieger: Mercedes-Benz Classic Markenbotschafter und Ex-Rennfahrer Klaus Ludwig mit Influencerin Shareen Raudies im 190 E 2.5-16 Evolution II bei der Silvretta Classic Rallye Montafon 2019.

Im ersten Lauf des Flugplatzrennens in Diepholz am 5. August 1990 siegt Kurt Thiim (Startnummer 6) mit AMG Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II DTM-Renntourenwagen. Es ist der erste DTM-Sieg des erfolgreichen Fahrzeugs.

Meister-Auto.

Der vom „EVO II“ abgeleitete AMG Mercedes Renntourenwagen 190 E 2.5-16 Evolution II leistet 274 kW (373 PS) bei 9.500/min. Sein DTM-Renndebüt hat der „EVO II“ am 16. Juni 1990 auf der Nürburgring-Nordschleife. Im selben Jahr gewinnt Kurt Thiim den ersten Lauf beim Flugplatzrennen in Diepholz, und Roland Asch siegt am 27. November 1990 beim Einladungsrennen in Kyalami (Südafrika).

Das Fahrzeug erweist sich als überaus erfolgreich: Mit dem „EVO II“ holt Klaus Ludwig 1991 die DTM-Vizemeisterschaft und wird 1992 DTM-Meister vor seinen Teamkollegen Kurt Thiim und Bernd Schneider. 1993 wird Roland Asch auf dem „EVO II“ Vizemeister vor Bernd Schneider.

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