Hochmodern.

Wer nähertritt, entdeckt seine Bedeutung. Der Motor-Straßenwagen ist das erste Automobilmodell, das die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) verkauft – und im Jahr 1892 ist er eine hochexklusive Angelegenheit. Was mit Blick auf die Produktionszahl fast eine Untertreibung ist. Denn sechs Jahre nach der Erfindung des Automobils gelangen lediglich einzelne Kunden in den Genuss des innovativen Fortbewegungsmittels. Vom Motor-Straßenwagen baut die DMG bis 1895 gerade einmal zwölf Stück. Dennoch, der Anfang ist gemacht.

Programmatisch.

Das aus heutiger Perspektive einfach wirkende Fahrzeug mit seinem kastenförmigen Aufbau und offener Sitzbank auf vier Holzrädern, die vorderen etwas kleiner, ist ein starkes Signal und sein Name Programm: Es sieht aus wie eine Kutsche und kommt doch ganz ohne vorgespannte Pferde aus. So wird schon in dieser frühen Entwicklungsphase die Automobilität als herausgehobene Fortbewegung deutlich. Die Faszination erfasst umgehend wichtige Entscheidungsträger.

Berühmtheiten.

Es ist eine illustre Kundschaft vor 130 Jahren, die sich für das innovative Verkehrsmittel interessiert. „Sultan, Marokko“ steht sehr sachlich 1892 im ersten Eintrag des DMG-Wagenbuchs: Als erster Kunde des Unternehmens erhält Mulai al-Hassan I. einen Daimler Motor-Straßenwagen.

Der Herrscher Marokkos aus der Dynastie der Alawiden regiert von 1873 bis 1894. Bevor er das innovative Fahrzeug aus Cannstatt erhält, zeigt er sich seinen Untertanen auf edlen Pferden.

Großeinkauf.

Das Spitzentempo mag aus heutiger Sicht nicht viel sein. Doch vor 130 Jahren ist es nicht nur eine Geschwindigkeit, sondern zugleich der Beweis für die Leistungsfähigkeit des Verbrennungsmotors. Von dieser ist Mulai al-Hassan I. offenbar so begeistert, dass er es nicht allein beim Motor-Straßenwagen belässt: Ebenfalls am 31. August 1892 erhält er von der DMG ein Boot mit dem neuartigen Motorantrieb. Mehr repräsentative Innovation geht damals kaum.