Zwei Arten von PS.

Löschwasser für die Brandbekämpfung zu fördern, benötigt auf Dauer sehr viel Kraft. Dafür dient in der 1892 gebauten Daimler Motor-Feuerspritze ein 3-Liter-Zweizylindermotor, der mit seinen 5,1 kW (7 PS) zusammen mit einer Pumpe 300 Liter Wasser pro Minute liefert. Für den Weg zum Einsatzort braucht die Feuerwehr damals allerdings noch die namensgebende Art der Pferdestärke: Vor dem Fahrzeug legen sich kräftige Pferde ins Zeug. Denn der Verbrennungsmotor treibt ausschließlich die Wasserpumpe an. Damals ist das eine sehr fortschrittliche Lösung.

Kutschentechnik.

Gottlieb Daimlers erstes Automobil von 1886 ist eine Pferdekutsche mit Verbrennungsmotor. Die Motor-Feuerspritze ist hingegen tatsächlich ein Fuhrwerk mit klassischer Drehschemellenkung. Notwendige Bestandteile wie die Deichsel sind seitlich auf dem Fahrzeug griffbereit verstaut – gut zu erkennen am Exponat des Mercedes-Benz Museums im Raum Mythos 1: Pioniere – Die Erfindung des Automobils, 1886 bis 1900. So kann die Feuerwehr im Alarmfall schnell anschirren und ausrücken.

Namensgebung.

Feuerwehrtechnik und Organisation des Brandschutzes in Deutschland machen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts rasante Fortschritte. Befördert wird das durch Erfahrungen wie den großen Brand von Hamburg im Jahr 1842, der ein Drittel der Stadt zerstört. Danach setzt sich die Erkenntnis durch, dass das Feuerlöschwesen verbessert werden muss. Bereits 1851 wird in Berlin die erste deutsche Berufsfeuerwehr gegründet. 

Den Begriff „Feuerwehr“ gibt es da erst seit vier Jahren: Der älteste Beleg für das Wort ist genau 175 Jahre alt und stammt aus einem Bericht der Karlsruher Feuerwehr an den Gemeinderat vom 24. August 1847. Direkt nach ihrer Gründung im selben Jahr firmiert diese zunächst noch als „Pompiercorps“.

Wegbereiter.

Zur Aufbruchsstimmung unter den deutschen Feuerwehren in dieser Epoche passt die neue Technologie des schnelllaufenden Verbrennungsmotors, den Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach für vielfältige Einsatzzwecke entwickeln. Bereits drei Jahre nach der Patentanmeldung für den innovativen Einzylindermotor „Standuhr“ im Jahr 1885 meldet Daimler am 29. Juli 1888 eine Feuerspritze mit 1-PS-Einzylindermotor zum Patent an. Das Exponat im Mercedes-Benz Museum folgt dem im Deutschen Reichspatent 46779 beschriebenen technischen Prinzip. Wer die „Standuhr“ sehen möchte: Im Museum steht sie nicht weit entfernt von der Feuerspritze.

Feuertaufe.

Bei einem Großbrand in einer Bettfedernfabrik in Cannstatt bewährt sich das ausgestellte Löschgerät bereits 1892. Fünf Stunden lang fördert die Pumpe ununterbrochen Wasser für das Löschen des Dachstuhlbrands in 20 Meter Höhe. Ein echter Kraftakt – für den Betrieb der Pumpe mit Menschenkraft hätte es mindestens 32 Feuerwehrleute gebraucht, und es wäre ein kräftezehrender Einsatz gewesen. Das Praxisbeispiel unterstreicht die hohe Effizienz des Daimler-Motors als Antrieb für Feuerlöschpumpen.

Vielfalt.

Schon seit vielen Jahrzehnten ist das Automobil als vielseitiger Helfer für den Brandschutz etabliert. Heute reicht die Bandbreite von der fast 70 Meter langen Drehleiter bis zum geländegängigen Löschfahrzeug auf Unimog-Basis für die Waldbrandbekämpfung. Bei Fahrzeugen mit fest eingebauter Feuerlöschpumpe dient dabei der Fahrmotor auch als Pumpenantrieb. Zwei Highlights aus der Geschichte der Feuerwehrfahrzeuge zeigt das Mercedes-Benz Museum im Raum Collection 3: Galerie der Helfer. Hier sind eine Benz Feuerwehr-Motorspritze von 1912 und eine Mercedes-Benz LF 3500 Drehleiter DL 22 aus dem Jahr 1952 zu sehen.