Sara Shakeel ist eine Künstlerin, deren schillernde Phygital-Kunstwerke sie zu weltweitem Ruhm und über einer Million Followern auf Instagram geführt haben.

Sara, wie entscheidest du eigentlich, was du verglitzern möchtest?

Ich beginne meistens mit einer Idee oder einem Gefühl, das eine besondere Emotion in mir auslöst. Ein Großteil meiner Arbeit basiert tatsächlich auf meiner aktuellen Gefühlslage und ist daher ziemlich unvorhersehbar.

Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, kristallisierte Kunstwerke zu entwerfen?

Meine Oma sammelte Kristalle und ich erinnere mich, wie ich schon damals absolut fasziniert davon war. Für meine allererste digitale Collage habe ich einfach ein Kristall-Muster genommen und es auf einige Lippenstifte übertragen – dieses Bild habe ich dann gepostet. Es ging sofort viral und ist bis zum heutigen Tag mein unverkennbarer Stil geblieben.

Was ist die Kernaussage deiner Kunstwerke?

Ich möchte mit meiner Arbeit vor allem Positivität, Liebe und Hoffnung verbreiten. Ich ergänze das alltägliche Leben sozusagen mit einer Ebene des verspielten Surrealismus, was wiederum neue Hoffnung und neue Perspektiven ermöglicht. Mein Leben war natürlich auch nicht immer perfekt, aber ich habe immer an das Gute geglaubt. Wenn ich einen Kristall in meinen Händen halte, sehe ich daran immer einen Licht- und Hoffnungsschimmer. Ich möchte Menschen mit meiner Kunst inspirieren, auf die Sonnenseiten des Lebens zu schauen.

Inwiefern vereinen Kristalle und ihr Glitzern die unterschiedlichsten Menschen?

Jeder Mensch besitzt dieses besondere innere Strahlen in sich, aufgrund dessen wir uns alle zu Dingen hingezogen fühlen, die glitzern. Obwohl wir alle vor unterschiedlichen Herausforderungen im Leben stehen, kann ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrung sagen, dass ein einziges Kristall-Kunstwerk die Kraft besitzt, Menschen in ihren individuellen Situationen zu helfen. Kristalle beschleunigen den Heilungsprozess, da sie ein Gefühl von Erleuchtung reflektieren, was ich sehr beruhigend und inspirierend finde.

Wie sieht deine Vision für die Zukunft aus?

Ich hoffe auf eine bessere und glänzendere Zukunft mit mehr Positivität, vor allem im Hinblick auf die nächste Generation. Besonders in der heutigen Zeit müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass es nur eine Phase ist und nichts für immer bleibt. Alles wird gut werden und wir werden so viel von unseren heutigen Erfahrungen lernen.

Wie hat deine Karriere als ehemalige Zahnärztin deine heutige Arbeitsweise und Ästhetik beeinflusst?

In der Zahnmedizin arbeitet man sehr genau und präzise. Für meine Herangehensweise im Umgang mit Kristallen hat es mir also definitiv geholfen. So kann ich jedes kleinste Detail eines Kunstwerks bearbeiten, bis es perfekt ist.

Wie alle Superhelden wissen, geht großer Einfluss auch mit großer Verantwortung einher. Wie siehst du deine Rolle als Influencer und wie sollte sich die Influencer-Kultur deiner Meinung nach entwickeln?

Ich wollte nie ein Influencer werden. Mein Instagram-Feed ist für mich mehr eine Art persönliches Tagebuch und ein Weg, um mit anderen in Kontakt zu treten. Heutzutage spüre ich natürlich eine gewisse Verantwortung, wenn ich sehe, welchen Einfluss meine Worte auf die Menschen haben. Ich überlege immer zweimal, bevor ich etwas poste, denn ich weiß, dass mir nicht jeder zustimmen wird – vor allem dann nicht, wenn es um Politik geht. Manchmal kann einem diese überwältigende soziale Kraft Angst machen, aber ich will deswegen nicht immer auf Nummer sicher gehen und bleibe mir stattdessen lieber selbst treu. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Influencer mit einer echten Bestimmung, was auch immer das dann letztlich sein sollte. Mir scheint, dass viele Menschen auf Social Media einfach alles machen würden, um Geld zu verdienen.

Was gefällt dir besser: der physische oder digitale Kreationsprozess?

Ganz klar, beides. Ich habe mit digitaler Kunst angefangen, doch ich war schon immer davon fasziniert, Dinge mit meinen eigenen Händen zu gestalten. Früher habe ich zum Beispiel kaputte Gegenstände in meinem Haus repariert und sie so zusammengeklebt, dass daraus etwas komplett Neues entsteht – eine Leidenschaft, die ich mir von meinem Vater abgeschaut habe. Als ich mit meinen digitalen Kunstwerken begann, haben sich die Leute immer gefragt, ob sie wirklich echt sind. Also habe ich mir Kristalle gekauft und angefangen, auch an analogen Werken zu arbeiten.

Was fasziniert sich am meisten an der Verschmelzung physischer und digitaler Erlebnisse und warum?

Die Vermischung der physischen und digitalen Welten stellt für mich die Zukunft dar, da so neue und sehr einzigartige Erlebnisse entstehen. Ich nutze diese Herangehensweise schon länger für meine Arbeit und auch jetzt wieder für meine Installation im Studio Odeonsplatz: Das Mercedes-Benz Auto ist das physische Objekt, welches mithilfe einer digitalen Animation zum Leben erweckt wird.

Warum sind Mercedes-Benz und du ein perfektes Match?

Das wissen nicht viele Leute über mich, aber ich wollte schon als Kind am liebsten Formel-1-Rennfahrerin werden. Ich habe mich schon immer für Autos, Schnelligkeit und Rennsport interessiert. Da dieser Traum leider nie wahr geworden ist, bin ich umso glücklicher und dankbar, jetzt als Künstlerin mit Mercedes-Benz zusammenzuarbeiten – das war wirklich eine sehr beeindruckende und schöne Erfahrung für mich. Und ganz unter uns: Neben einem Mann finde ich insbesondere ein richtig gutes Mercedes-Benz Auto anziehend.

Was bedeutet „Experience“ für dich?

Eine gute Experience wird immer an der Reaktion der Menschen gemessen. Für mich persönlich ist Gucci eine der zukunftsweisendsten Brands, wenn es darum geht, großartige Experiences zu erschaffen. Einfach alles – von der Website bis hin zum Store und den Kollaborationen mit unbekannten Künstlern – sticht für mich hier aktuell besonders hervor.

Welche Technik/Technologie wolltest du schon immer einmal ausprobieren, kamst aber bislang noch nicht dazu?

Ich experimentiere aktuell ein bisschen mit 3D und 4D und plane, baldmöglichst damit einen Kristall-Planeten zu erschaffen.

Was sind für dich die entscheidenden Merkmale von modernem Luxus?

Vieles hat sich in der Vergangenheit verändert. Bis vor ein paar Monaten ging es bei Luxus ausschließlich um Gegenstände oder Dinge, die man eigentlich nicht wirklich braucht. Doch für mich hat sich vor allem in diesen transformativen Zeiten die Bedeutung von Luxus stark gewandelt. Es ist noch nicht lange her, als zu Hause zu bleiben und Zeit mit der Familie zu verbringen ein weithergeholter Gedanke war. Erholung und Selbstliebe wurden nie als wichtig empfunden. Doch dann hat Mutter Natur den Reset-Schalter umgelegt und jetzt sind genau diese Dinge, die zuvor nie wirklich essenziell waren, die bedeutendsten und lebenswichtigsten Rituale unseres Lebens geworden. Die Zeit, die uns zum Reflektieren gegeben wurde, ist eines der großartigsten Luxusgüter überhaupt. Menschen überall auf der Welt konnten die Zeit nutzen, um ihr Leben und ihre Ambitionen zu priorisieren. Für mich sind diese Selbstliebe und mit der Familie zusammen zu sein die kostbarsten Geschenke, die uns das Universum machen konnte.

Warum hast du dich für eine Kooperation mit Studio Odeonsplatz entschieden?

Ich war sofort von dem Konzept eines sich stets verändernden Brand Space begeistert – meiner Meinung nach sieht genau so die Zukunft des Retail aus. Studio Odeonsplatz und ich haben vieles gemeinsam: Wir sind optimistisch, experimentierfreudig und fokussiert auf das Zusammenspiel von Kreativität und Digitalisierung. Ich betrachte den Space als eine neue Art Galerie, die physische und digitale Lifestyles verschmelzen lässt und Menschen auf einzigartige Weise mit Kunst und Kultur in Berührung bringt. Für mich persönlich ist es das erste Mal, dass ich Kunstwerke für einen so zukunftsweisenden Space kreiere, und ich hoffe, dass meine Werke ihren Teil zur Gesamtvision des Stores beitragen werden.

Auf welches Celebrity-Reposting bist du am meisten stolz?

Sarah Jessica Parker war der erste Star, der meine Bilder gelikt hat: Sie hatte mir sogar einen Kommentar dagelassen, in dem sie mir wünschte, dass ich eines Tages eine sehr erfolgreiche Künstlerin werden würde – das war ein sehr besonderer Moment in meinem Leben. Das Model Ashley Graham hatte ebenfalls eines meiner Kunstwerke mit den Glitzer-Dehnungsstreifen geteilt und sich somit für mehr Body Positivity eingesetzt und gezeigt, dass Dehnungsstreifen etwas Schönes sind.

Dein Spitzname ist „Königin der Kristalle“: Wer sind deine persönlichen Helden?

Ich verehre Künstler, die vor den Zeiten des Internets gelebt haben, wie Frida Kahlo, Michelangelo und Leonardo da Vinci. Sie machten sich nichts aus Geld und Berühmtheit und haben sich beim Kreationsprozess einfach von ihren Emotionen und Ideen leiten lassen. 

Welchen zeitgenössischen Künstlern oder Persönlichkeiten folgst du online, um dich zu inspirieren?

Mich inspiriert die Arbeit des japanischen Künstlers Takashi Murakami. Er ist fast 60 Jahre alt und hat es trotzdem geschafft, sich im Bereich Social Media zu etablieren und damit allen zu beweisen, dass Innovation keine Altersgrenze kennt. Daneben checke ich auch super gerne den Feed der amerikanischen Künstlerin und Comedian Liza Koshy – ich finde sie einfach unglaublich witzig!

Was machst du am liebsten, wenn du nicht arbeitest?

Ich bin eine absolute Tagträumerin und liebe es, einfach rumzusitzen und mir vorzustellen, was ich wohl als Nächstes machen könnte und wie ich Dinge kreieren kann, die es so noch nicht gibt – das ist wie eine Meditationsübung für mich. Ich reise auch sehr gerne, wobei es mir vor allem Orte in Europa angetan haben, die von der Ära der Renaissance inspiriert sind.

An welche drei Orte auf der Welt willst du unbedingt reisen und warum?

Island steht ganz oben auf meiner Reiseliste: Ich liebe kaltes Wetter, den Wind, das Eis, den Schnee, einfach alles. Da ich mich selbst als introvertierten Menschen bezeichne, besuche ich gerne Orte, die eher abgeschieden sind und nicht zu überfüllt sind. Deutschland muss ich auch unbedingt noch bereisen. Mir kommt es so vor, als kämen alle guten Dinge – Autos, Technologie, Maschinenbau – aus Deutschland. Auch viele berühmte Denker und Philosophen, die ich bewundere, sind Deutsche. Lustig: In Heidelberg ist eine Straße nach dem pakistanischen Philosophen Allama Iqbal benannt – ich würde wahnsinnig gerne einmal am Iqbal-Ufer spazieren gehen. Und natürlich will ich auch endlich persönlich das Studio Odeonsplatz in München besuchen. Zu guter Letzt will ich gerne nach Frankreich gehen: Ich habe eine Vorliebe für Orte mit einer langjährigen Historie, wo jedes Gebäude eine spannende Geschichte aus der Vergangenheit erzählt – und ich will natürlich das französische Essen genießen.

Über welche drei Themen könntest du mehr als eine Stunde reden?

Ich spreche am liebsten über Wissenschaft, medizinische Dinge und darüber, für jegliches Problem eine Lösung zu finden.