Spurensuche im Museum.

Rudolf Caracciola ist der erfolgreichste deutsche Rennfahrer der 1930er-Jahre: Er holt mit Mercedes-Benz Rennwagen unter anderem drei Europameistertitel.

Caracciola stellt auch zahlreiche Rekorde auf: Im Januar 1938 erzielt er die unglaubliche Geschwindigkeit von 432,7 km/h bei Rekordfahrten auf der Autobahn.

Im Mercedes-Benz Museum lassen sich zahlreiche faszinierende Geschichten aus der Karriere dieses Ausnahmemotorsportlers entdecken. Machen wir uns auf die Spurensuche.

Nachdenklicher Erfolgsfahrer: Rudolf Caracciola ist kein Draufgänger, sondern verbindet seine fahrerischen Fähigkeiten mit genauer Analyse. Und doch, schwere Unfälle gehören zu seiner Laufbahn. Aber er hat sie alle überlebt – anders als viele seiner Rennfahrerkollegen. 

Boxenstopp mit Muskelkraft: Der SSKL von Rudolf Caracciola wird bei Rennvorbereitungen mit Schnellwagenhebern angehoben.

Bilder zwischen Geschichte und Gegenwart.

Was wäre, wenn die Grenzen zwischen den von Caracciola gefahrenen Autos und Bildern aus seinem Leben verschwimmen würden? Die Fotomontagen auf dieser Seite lassen Geschichte und Ausstellung miteinander verschmelzen. So wird der Zusammenhang im Bild erlebbar. Etwa im Raum Mythos 3: Umbrüche – Diesel und Kompressor, 1914 bis 1945.

Dort steht der Mercedes-Benz SSK als Serienausführung. Er gehört zur Familie der berühmten Kompressorfahrzeuge K, S, SS und SSK. Mit den Rennversionen feiert Caracciola große Erfolge. Ein legendärer Coup ist sein Sieg bei der Mille Miglia in Italien 1931 mit dem SSKL – als erster nicht aus Italien stammender Rennfahrer.

Am Steuer in drei Epochen.

Präsent ist Rudolf Caracciola natürlich auch in der Steilkurve des Raums Mythos 7: Silberpfeile – Rennen und Rekorde. Schließlich spannt sich seine Karriere über insgesamt drei Epochen des Motorsports von Mercedes-Benz.

Die ersten großen Erfolge erzielt er mit den Kompressorfahrzeugen der 1920er-Jahre. In den 1930er-Jahren wird er zum größten Star der ersten Silberpfeilgeneration. Und die Rückkehr von Mercedes-Benz in den Rennsport nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt er am Steuer des 300 SL Rennsportwagens (W 194).

Ganz innen in der Rennkurve des Museums steht der 1934 vorgestellte W 25: Kraftvoll und geduckt, als wolle er im harten Duell die anderen Fahrzeuge auf der Bahn überholen.

Es ist der erste aller Silberpfeile. Jetzt fehlt nur noch der 1901 in Remagen geborene Rennfahrer Caracciola am Steuer.

Meisterlich: 1938 gewinnt Rudolf Caracciola seine dritte Grand-Prix-Europameisterschaft mit Mercedes-Benz (links). An die einzigartige Motorsport-Erfolgsgeschichte der Marke erinnern Pokale und Rennfahrermonturen im Mythosraum 7 des Museums.

Silberpfeilschnell.

1935 wird Caracciola erstmals Grand-Prix-Europameister. Zwei weitere Meisterschaften folgen 1937 und 1938. Diese Titel sind vergleichbar mit der heutigen Formel-1-Meisterschaft.

An die vielen Siege in dieser Zeit und darüber hinaus erinnert die Vitrine mit zahlreichen Trophäen von Mercedes-Benz Rennfahrern im Mythosraum 7. Darunter sind auch Pokale von Rudolf Caracciola. 

Kraftquelle.

Der W 25 verhilft Rudolf Caracciolas zu seiner ersten Meisterschaft. Dessen Motor, der Reihenachtzylinder M 25, wird bis 1936 ständig weiterentwickelt und erreicht am Ende bis zu 363 kW (494 PS).

Das mächtige Aggregat signalisiert in seiner Vitrine volle Power – als wolle es gleich wieder anspringen.

In der Rennkurve stehen alle Silberpfeile Caracciolas: Neben dem W 25 (1934 bis 1936) sind es W 125 (1937) und W 154 (1938 bis 1939). Auch ein W 165 ist zu sehen. Mit diesem nur für ein einziges Rennen gebauten 1,5-Liter-Rennwagen kommt Caracciola im Großen Preis von Tripolis hinter seinem Teamkollegen Hermann Lang auf Platz 2 ins Ziel.

Von Bern bis Mexiko: 1952 startet Caracciola im 300 SL Rennsportwagen bei der Mille Miglia und im Preis von Bern – bei dem Rennen in der Schweiz entsteht dieses Schwarzweißporträt. 

Berlin bis Bern.

Seine automobile Biografie wäre aber nicht komplett ohne den Rennsportwagen oben links in der Rennkurve. Mit dem 300 SL (W 194) kehrt die Marke nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1952 in den Motorsport zurück.

Mit dabei ist Rudolf Caracciola: Bei der Mille Miglia kommen er und sein Beifahrer Paul Kurrle auf den vierten Platz. Der Preis von Bern im selben Jahr ist sein letztes Rennen. Er scheidet nach einem schweren Unfall aus.

Hier ist er in das Fahrzeug des Mercedes-Benz Museums gesetzt – die Version des Rennsportwagens, die bei der Carrera Panamericana mit dem berühmten Schutzgitter gegen Kollisionen mit Geiern eingesetzt wird.

Details als Zeitzeugen.

Nicht nur die erfolgreichen Rennwagen und legendären Rekordfahrzeuge wie der W 125 Zwölfzylinder-Rekordwagen von 1938 wecken im Mercedes-Benz Museum Erinnerungen an Rudolf Caracciola. Vielmehr lassen auch kleine Details die temporeiche Arbeitswelt des 1959 verstorbenen Rennfahrers lebendig werden.

Zum Beispiel Caracciolas Schutzbrille: Sie wird in einer Vitrine gegenüber der Rennkurve im Mythosraum 7 präsentiert – zusammen mit einem zeitgenössischen Overall, der damals typischen Leinenkappe und leichten Handschuhen.

Wie wichtig die Brille ist, zeigt eine Beschädigung im rechten Glas – vermutlich verursacht durch ein von der Fahrbahn aufgewirbeltes Steinchen.

Brille und Kappe: Rudolf Caracciola mit der typischen Schutzausrüstung eines Rennfahrers in den 1930er-Jahren. Das Foto zeigt ihn nach seinem Sieg beim Großen Preis von Tripolis am 12. Mai 1935. Rechts seine Rennbrille im Mercedes-Benz Museum.

Anschub: Der Zwölfzylinder-Rekordwagen W 125 erinnert an Caracciolas Bestmarke fast für die Ewigkeit.

Abschied mit Höchstgeschwindigkeit.

In einer dramatischen Steilwand werden berühmte Rekordfahrzeuge der Marke im Mercedes-Benz Museum präsentiert. Weit vorn dabei: Der Zwölfzylinder-Rekordwagen W 125, mit dem Caracciola 1938 seine legendäre Bestmarke erzielt. Damals schieben ihn die Rennmechaniker zum Start auf der Autobahn. Die Spitzengeschwindigkeit von 432,7 km/h auf einer öffentlichen Straße wird erst im November 2017 gebrochen – fast 80 Jahre später.

Gehen Sie auf Spurensuche im Mercedes-Benz Museum und entdecken Sie die fantastische Automobilgeschichte.