Die Erinnerung an Bertha und Carl Benz wachhalten.

Wer das Mercedes-Benz Museum besucht, entdeckt die Vielfalt von Ausstellung und Architektur stets aus einer ganz individuellen Perspektive. Aber welche Schwerpunkte des Museums, welche Geschichten rückt diese persönliche Wahrnehmung in den Fokus? Das verrät heute: Jutta Benz, die Urenkelin des Automobilerfinders Carl Benz und seiner Ehefrau Bertha.

„Der Mythosraum 1 ist für mich hier im Mercedes-Benz Museum natürlich der wichtigste Raum. Dort steht der Patent-Motorwagen, den mein Urgroßvater erfunden hat, und damit das erste Automobil der Welt. Zu diesem Fahrzeug hat unsere Familie eine ganz enge Bindung, es ist ja praktisch ein Familienmitglied. Es hält die Erinnerung an die Verdienste meiner Urgroßeltern wach, das ist mir sehr wichtig. Was ich hier im Raum vermisse? Vielleicht eine Büste von Bertha Benz. Denn sie hat ja ganz tatkräftig daran mitgewirkt, dass die Erfindung zum Erfolg wurde. Ganz abgesehen davon würde es den Raum schmücken: Sie war eine schöne Frau.“

Die Erinnerung an die Verdienste ihrer Urgroßeltern wachhalten: Jutta Benz im Mythosraum 1 auf dem Patent-Motorwagen aus dem Jahr 1886.

Markenbotschafterin mit einem großen Namen: Jutta Benz aus Mannheim. Dort erfand Carl Benz das Automobil.

Letzte Benz-Namensträgerin.

„Das Traditionsbewusstsein habe ich von meinem Vater. Ich habe ihm versprochen, die Erinnerung wachzuhalten und nehme diese Aufgabe seit seinem Tod auch sehr aufmerksam wahr. Die Tätigkeit als Markenbotschafterin für Mercedes-Benz Classic macht mir viel Spaß.“

Mercedes-Simplex – ein schönes Auto.

„Neidlos erkenne ich aber auch die Verdienste von Gottlieb Daimler an. Die frühen Mercedes-Fahrzeuge, die ja von der Daimler-Motoren-Gesellschaft stammen, bevor beide Unternehmen fusionierten, finde ich sogar deutlich schöner als die Benz-Automobile der gleichen Zeit. Insbesondere der Mercedes-Simplex gefällt mir sehr gut.“

Am Mercedes 75 PS Doppel-Phaeton aus dem Jahr 1908: Schönheit der frühen Automobiljahre von der Daimler-Motoren-Gesellschaft.

Blick auf einen frühen Omnibus mit Verbrennungsmotor: Carl Benz hatte den Wunsch, dass seine Erfindung möglichst vielen Menschen Nutzen bringt.

Das Automobil bewegt die Menschen weltweit.

„Die Fusion zur Daimler-Benz AG erfolgte 1926. Mein Urgroßvater Carl Benz wurde damals gefragt, ob er etwas dagegen habe, wenn sein Name an zweiter Stelle stände, weil das besser klingt, wenn man es ausspricht. Hatte er nicht. Bis heute finde ich, dass das toll klingt: Daimler-Benz! Übrigens hatte er immer den Wunsch, dass seine Erfindung möglichst vielen Menschen zugutekommt, und deshalb hat er 1895 auch den ersten Omnibus der Welt mit Verbrennungsmotor gebaut.“

Von der Geschichte in die Gegenwart.

„Den Aufbau des Mercedes-Benz Museums finde ich sehr originell. In den meisten Museen geht man von unten nach oben. Hier ist es umgekehrt, und so kommt man aus der frühen Geschichte wieder in der Gegenwart an. Und auch die ‚Illustrierte Chronik‘ entlang der Gänge gefällt mir gut, sie ist ja praktisch eine vollständige Dokumentation der früheren Zeit.“

Dynamisch durchs Mercedes-Benz Museum: Die Ausstellungsführung von oben nach unten durch die Zeiten gefällt Jutta Benz.

Vor der „Illustrierten Chronik“: Die frühere Geschichtslehrerin schätzt die Dokumentation der Jahrzehnte seit 1886.

Bertha Benz – eine starke Frau.

„Eine Vitrine der ‚Illustrierten Chronik‘ heißt ‚1903: Beginn der Frauenbewegung‘. Gut, dass dieses Thema platziert ist. Es liegt mir am Herzen. Deshalb bewundere ich auch meine Urgroßmutter so stark: Sie war eine selbständig denkende und handelnde Frau zu einer Zeit, in der das weder üblich noch leicht war. Ich habe sie ja kaum gekannt. Denn als Bertha Benz im Mai 1944 starb, war ich erst anderthalb Jahre alt. Aber zu meiner Taufe hat sie mir einen Brief geschrieben, der heute bei mir zu Hause an der Wand hängt.“

„Heckflosse“, Strich-Acht und W 123.

„Meine ersten eigenen Benz, wie wir in Mannheim sagen, kaufte ich Mitte der 1970er-Jahre als Gebrauchtwagen von einem Bauern in der Pfalz. Eine grüne ‚Heckflosse‘ 190 D mit grauem Polsterstoff und riesigem Kofferraum, ein super Auto. Danach kamen ein Strich-Acht und dann ein W 123. Alles wunderbare Limousinen, mit denen ich sehr viel unterwegs war. Ich fahre sehr gern Auto – am liebsten am Steuer. 2011 konnte ich bei einer Veranstaltung von Mercedes-Benz Classic sogar mal einen Actros fahren, das war toll.“

Zeitreise im Automobil: Eine „Heckflosse“ war das erste eigene Auto der Marke von Jutta Benz – sie hat es geliebt.

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