Wegweisende Ideen gesucht.

Pioniergeist liegt in der DNA von Mercedes-Benz. Im Januar 1886 – vor genau 138 Jahren – meldete Carl Benz das erste Automobil zum Patent an und revolutionierte damit die Zukunft der Mobilität.

Und heute? Finanzieren wir mit Spenden beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship – ein Programm, das jährlich bis zu tausend junge Menschen dabei unterstützt, ihre Visionen einer nachhaltigen Zukunft umzusetzen.

Ein Fahrzeug für die Zukunft.

Das Startkapital für beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship kommt aus der Versteigerung des teuersten Autos der Geschichte. Ein Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé aus dem Jahr 1955 wurde für den Rekordpreis von 135 Millionen Euro an einen privaten Sammler versteigert.

Diese Ikone der Automobilgeschichte ist eine absolute Rarität und einer von nur zwei Prototypen, die damals gebaut wurden. Benannt nach seinem Schöpfer und Chefingenieur Rudolf Uhlenhaut, gilt das 300 SLR Uhlenhaut Coupé unter Automobilexperten und -enthusiasten weltweit als eines der herausragenden Beispiele für Automobilkonstruktion und -design. Erlöse aus der Versteigerung bilden das Startkapital für beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship.

beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship

Als globales Unternehmen und Luxusmarke tragen wir große Verantwortung für unsere Gesellschaft. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, Erlöse der Auktion für ein besonderes Förderprogramm zu spenden: „beVisioneers: The Mercedes-Benz Fellowship“.

Durchgeführt von einer gemeinnützigen Organisation und von uns finanziert, wird „beVisioneers“ junge Menschen durch Wissen, Coaching und Stipendien bei der Entwicklung und Umsetzung von innovativen Projekten in den Bereichen Umweltschutz und Dekarbonisierung unterstützen.

Das zweite originale 300 SLR Coupé bleibt in Firmenbesitz und wird weiterhin im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart ausgestellt.
Das Genie des Maximums.

„Das haben wir schon immer so gemacht“: Dieses Prinzip würde den Lauf der Welt bestimmen, gäbe es nicht die Visionen von Menschen, die von einer großen Idee besessen sind. Das Genie dieser Erfinder macht den Unterschied aus zwischen dem Beharren auf dem Status quo und Fortschritts-Sprüngen, die unsere Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft voranbringen.

Wenn Geist, Materie und Möglichkeiten in der richtigen Konstellation zusammentreffen, entsteht Einzigartiges. Wie Ideen und Objekte, die so viel Zukunftsgeist auf so wenig Raum verdichten, dass sie auch viele Jahre später noch – bis zum heutigen Tag – ihrer Zeit voraus sind. 

Man denke etwa an die sogenannte „Luftschraube“, das Fluggerät, das Leonardo da Vinci im Jahr 1490 skizzierte. Bis der erste Hubschrauber gebaut wurde, dauerte es noch 450 Jahre. Und vielleicht bewegt sich der Mensch der Zukunft tatsächlich einmal in „Luftschrauben“ von A nach B.

Unter Uhlenhauts Händen entstand im Jahr 1955 mit dem 300 SLR Coupé ein kompromissloses Sportgerät, das die technischen Möglichkeiten seiner Zeit auf die Spitze trieb. Es war der Gipfel im Lebenswerk eines genialen Ingenieurs, der stets nach dem Maximum strebte. Der die Realisierung von Dingen in Angriff nahm, die seine Zeitgenossen nicht mal als Möglichkeit in Erwägung zogen. Als „schillernder Sonderfall“ der Automobilgeschichte wurde das Uhlenhaut Coupé in den folgenden Jahrzehnten zu einer Legende. Zu einem Mythos mit 998 Kilogramm Leergewicht, manuellem 5-Gang-Schaltgetriebe und für die damalige Zeit astronomischen 302 PS (222 kW).

Schneller als der Weltmeister.

In diesem Portfolio erzählen wir die Geschichte eines späten Ingenieurs-Kollegen von Leonardo. Es ist die von Rudolf Uhlenhaut und seinem Meisterwerk, dem Mercedes-Benz 300 SLR Coupé, das als Uhlenhaut Coupé weltbekannt werden sollte. Uhlenhaut war Leiter der Personenwagen-Entwicklung von Mercedes-Benz, wozu auch die Rennsportabteilung gehörte, und damit auch Vater des 300 SL und der W 196 R Silberpfeile. Ein Mann mit einem besonderen Faible und Gespür für Geschwindigkeit, wovon zahlreiche Anekdoten überliefert sind.

So soll sich Formel-1-Weltmeister Juan Manuel Fangio einmal während eines Lunches bei Uhlenhaut darüber beschwert haben, dass sein Wagen noch nicht optimal abgestimmt sei. Uhlenhaut stand vom Tisch auf, setzte sich selbst in Anzug und Krawatte ans Steuer und absolvierte den Kurs des Nürburgrings drei Sekunden schneller als Fangio. Er müsse halt noch ein bisschen üben, sagte Uhlenhaut anschließend grinsend zu ihm.

Die Geburt der Schönheit aus dem Geist des Motorsports.

Wir schreiben die 1950er-Jahre: Mercedes-Benz kehrt in den Motorsport zurück. Es gilt, an eine große Tradition anzuknüpfen. Schon die erste Automobilwettfahrt überhaupt, von Paris nach Rouen im Jahre 1894, war von einem Panhard & Levassor mit Daimler Motor gewonnen worden. Der Neustart nach den motorsportlichen Erfolgen, insbesondere in den 1920er- & 1930er-Jahren, gelingt auf überzeugende Weise. 1954 gewinnt Juan-Manuel Fangio auf Mercedes-Benz die Formel-1-Weltmeisterschaft und dominiert sie auch im Jahr 1955. Parallel zur Formel 1 tritt man 1955 mit dem Mercedes-Benz 300 SLR Rennsportwagen (W 196 S) in der Sportwagen-Weltmeisterschaft an. Stirling Moss gewinnt die legendäre Mille Miglia in Rekordzeit, und am Ende der Saison ist Mercedes-Benz Sportwagen-Weltmeister, die bis dato erfolgreichste Motorsportsaison.

Der 300 SLR – Super Leicht Rennsport – basiert auf der Technik des erfolgreichen Formel-1-Silberpfeils W 196 R, vereint also Sprinterqualitäten mit der Ausdauer von Marathonläufern. Alles an diesem Boliden, der machtvolle Eleganz ausstrahlt, ist um das Kraftzentrum des Motors herum geformt: Die Kraftabnahme erfolgt mittig zwischen den acht Leichtmetall-Zylindern mit verchromter Laufbahn. 

Denn auf der Rennstrecke wird diese Frage niemals beantwortet. Die Carrera Panamericana 1955 wird seitens der mexikanischen Regierung abgesagt und Mercedes-Benz zieht sich mit Ende der Saison aus dem Motorsport zurück, um sich auf dem Höhepunkt des Erfolgs zukünftig verstärkt um die Pkw-Entwicklung zu kümmern.

Das Auto, das Piloten zu Dichtern macht.

Schnell, nahezu konkurrenzlos schnell sind die offenen Wagen. Doch je höher die Geschwindigkeit, desto stärker auch die Belastung, welcher der Fahrer durch Wind und Wetter ausgesetzt ist. An dieser Stelle der Geschichte kommt Rudolf Uhlenhaut auf die so einfache wie geniale Idee.

Mit der geschlossenen Karosserie würden die Fahrer bei Langstreckenrennen einen wesentlich höheren Komfort genießen. Und wenn der offene 300 SLR schon sehr flott unterwegs war, wie schnell würde dann erst die geschlossene Version mit deutlich verringertem Luftwiderstand sein?

Surreal wie ein Superkonjunktiv.

Es bleiben die zwei Rennsport-Prototypen Mercedes-Benz 300 SLR Coupé, nach der Farbe ihres Interieurs „Der Rote“ und „Der Blaue“ genannt. Wie Kenner verschiedene Versionen von berühmten Kunstwerken an kleinsten Details identifizieren, gibt es auch hier weitere unverwechselbare Merkmale, um die beiden Einzelstücke auseinander zu halten. So unterscheidet sich „der Rote“ von „dem Blauen“ zu Beginn der Lebensläufe unter anderem durch einen Tankeinfüllstutzen, der sich unter dem Kofferraumdeckel befindet und nicht durch die Heckscheibe hindurch geführt ist.

Zusammen transportieren sie ein mehr als glaubwürdiges Versprechen: Dem „schnellsten Rennwagen, der nie ein Rennen gefahren ist“, eilt der Mythos seiner Unbesiegbarkeit voraus, ein Konjunktiv als gesteigerter Superlativ: Das Uhlenhaut Coupé wäre der beste Langstrecken-Rennwagen aller Zeiten geworden.

Trotz seiner Rennabstinenz ist das 300 SLR Coupé nicht zum Stillstand verdammt – im Gegenteil. Denn Uhlenhaut macht das schnellste Fahrzeug seiner Zeit zu seinem Dienstwagen. Eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 300 km/h ist ihrer Epoche weit voraus. Zum Vergleich: Die schnellsten anderen deutschen Sportwagen fahren damals kaum 200 km/h. Für die 220 Kilometer zwischen Stuttgart und München braucht Uhlenhaut laut mündlicher Überlieferung nur eine Stunde. (Radarkontrollen wurden übrigens erst im Jahr 1959 eingeführt …)

Bis heute sind nur wenige Menschen in den Genuss gekommen, am Steuer des 300 SLR Coupé zu sitzen. Bei allen hat dieses Erlebnis bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Schweizer „Automobil Revue“, die damalige Instanz automobiler Expertise, macht 1956 mit dem Prototyp eine 3.500 Kilometer lange Testfahrt durch die Schweizer Alpen. Auf 16 Druckseiten beschreibt die Redaktion detailliert in Bild und Text die Maschine „von kühner Konzeption und raffinierter Detailkonstruktion“ mit der gebannten Faszination von Wissenschaftlern, die in Roswell das lange ersehnte Alien auf den Seziertisch bekommen. Da ist es tatsächlich, das Wesen aus einer anderen Welt. 

Das Hypercar.

Auf Zeitgenossen, die das Uhlenhaut Coupé nicht in Ruhe betrachten können, weil es doch recht zügig am Horizont verschwindet, macht es erheblichen akustischen Eindruck. Davon kann man sich noch heute bei ausgewählten hochklassigen Veranstaltungen, wie zum Beispiel in Goodwood oder in Pebble Beach überzeugen: Wie am ersten Tag fasziniert das Fahrzeug mit seinem infernalischen Klang, der durch Mark und Bein geht. Zum Anlassen bedarf es eines Spezialisten von Mercedes-Benz Heritage, der im Cockpit Platz nimmt.

Der begabte Fahrer Uhlenhaut weiß den Wagen öffentlichkeitswirksam zu bewegen. So wird das Uhlenhaut Coupé in den 1950er-Jahren zu einem bedeutenden Aushängeschild der Marke Mercedes-Benz. Uhlenhaut nutzt diese Legende nicht nur als Dienstwagen, sondern vor allem für besondere Demonstrationsfahrten, die dank penibler Aufzeichnungen in „Montageberichten“ für uns auch heute noch lückenlos nachvollziehbar sind.

So unternahm Uhlenhaut mit dem „roten Coupé“ – wegen seiner Fahrgestellnummer 196.110-00008/55 auch die „Nummer 8“ genannt – am 29. November 1956 zusammen mit dem vorwiegend auf Mercedes-Benz startenden US-Rennfahrer Paul O’Shea eine Autobahntour. Ebenso weiß man aus diesen Berichten, dass Uhlenhaut am 18. Juli 1959 mit dem Herzog von Kent on the road war. Der Duke war ganz bestimmt „quite amused“.

Die Grenzen der technischen Möglichkeiten.

Teil für Teil wird die Konstruktion analysiert. Jede Komponente sorgt bei den Connaisseuren für Genuss, wie etwa die „,Traumhinterachse‘, bei welcher keine Mühe gescheut wurde, um das aufgrund theoretischer Erkenntnisse als bestmöglich Erkannte auch zu verwirklichen.“

Die Experten erkennen in Uhlenhauts Verschmelzung von State-of-the-art-Formel-1-Technologie und Langstreckenkompatibilität die Vision, die die automobile Zukunft erhellt: „Hier gilt es, sich durch raffinierteste Gestaltung der einzelnen Bauteile, durch Wahl von bestgeeigneten Materialien und durch den Einsatz der edelsten Bearbeitungsmethoden an die Grenze des technisch Möglichen heranzutasten – dies ist hohe Schule der Fahrzeugkonstruktion. Einer solchen Konstruktion kommt aber die Bedeutung einer Grenzmarke zu, die aufzeigt, wie weit die Transportmittel der Straße überhaupt entwickelt werden können.“

Sodann jagt die „Automobil Revue“ den „Rennsportwagen“ die legendären Schweizer Pässe hinauf, wo die „Kurvensicherheit den Gesetzen der Fliehkraft zu spotten scheint“, bis die Luft dünner wird und der Motor über die Gipfel ruft. Bergab unterzieht sie die innen liegenden Trommelbremsen der Probe aufs Exempel. Und vermerkt, dass dabei auch das Können des Menschen am Steuer geprüft wird: „Der 300 SLR verlangt viele Eigenschaften von seinem Fahrer. Kaltes Blut, rasche Reaktion, Gefühl für die Maschine, dazu Anstand und Rücksicht auf die Umwelt, und schließlich auch Entschlusskraft, Mut und Ausdauer.“ Am Ende ist der Testfahrer begeistert von diesem Auto vom anderen Stern: „Durch eigene Anschauung stellte sich die Überzeugung ein, dass die moderne Technik den scheinbar gegensätzlichen Forderungen nach höchster Geschwindigkeit und höchster Sicherheit gleichzeitig entsprechen kann.“

So wird der Mythos des unbesiegbaren Rennwagens mit Fakten hinterlegt: Das Uhlenhaut Coupé ist schneller als der Wagen des Formel-1-Weltmeisters, verlässlich, alltagstauglich, da Superbenzin tankend. Es ist nicht weniger als DAS Hypercar des 20. Jahrhunderts.