Er ist ein Mercedes der ganz besonderen Art, der derzeit die Blicke auf sich zieht: Der „C 111“, ein Werk des Künstlers Michael Sailstorfer. Die Skulptur aus der Mercedes-Benz Art Collection ist Teil der diesjährigen Kampagne zum Mode-Festival d’Hyères, das Mercedes-Benz seit vielen Jahren als Partner unterstützt. Für das Kunstwerk hat der in Berlin lebende Bildhauer 2011 einen alten Mercedes in sein Traumauto aus Kindheitstagen umgebaut. Wie es zu dem außergewöhnlichen Fahrzeug kam und was Michael Sailstorfer in seiner Kunst antreibt, lesen Sie hier im Interview.
Herr Sailstorfer, in Ihrem Kunstwerk „C 111“ haben Sie einen Mercedes-Benz 190 E (W 201) in eine einzigartige Version des legendären Forschungsfahrzeugs Mercedes-Benz C 111 umgebaut – Ihr Traumauto aus Kindheitstagen. Wie haben Sie das gemacht? Und was fasziniert Sie so am C 111?
Als Kind ist mir der C 111 durch seine Andersartigkeit aufgefallen. Ich kannte kein Auto, das ihm ähnlich sah. Als mir mein Großvater seinen 190 E vererbt hat war mir klar, was ich aus dem Auto machen möchte: Mit einer Flex, einem Schweißgerät und nur einem groben Plan habe ich mich dann ans Werk gemacht, mir mein Traumauto nachzubauen.
Wie kamen Sie auf die Idee für das Kunstwerk? Könnte das Fahrzeug auch tatsächlich fahren?
Den C 111 wollte ich schon als Kind fahren. Dieser Gedanke hat mich nie verlassen. Die Idee nahm Form an, als ich mit dem 190 E meines Großvaters nach Stuttgart fuhr und Mercedes-Benz es mir ermöglichte, den originalen C 111 zu vermessen. Mit meinem C 111 bin ich nach seiner Fertigstellung sogar auf dem Werksgelände von Mercedes gefahren.
Teile von Autos, aber auch andere Alltagsgegenstände tauchen regelmäßig in Ihren Installationen und Skulpturen auf. Oft zerlegen und deformieren Sie die Objekte und fügen sie zu neuen Formen und Funktionen zusammen. Warum interessieren Sie sich für diese Arbeitsmethode? Was ist die treibende Kraft hinter Ihrer Kunst?
In meinen Werken nutze ich immer wieder Alltagsmaterialien oder Gegenstände technischen Ursprungs. Neu zusammengesetzt und ihrem eigentlichen Kontext entzogen, verändert sich ihre Bedeutung, was eine gewisse Poesie mit sich bringt. In meiner Kunst ist es mir wichtig, einen spielerischen Ansatz zu verfolgen, dem – wie bei der Arbeit C 111 – auch ein gewisser Humor innewohnt.
In der Kampagne zum diesjährigen Fashion-Festival d’Hyères wird Ihr Kunstwerk neben den Modeentwürfen der Finalisten des Sustainability Prizes in Szene gesetzt. Wie passen Kunst und Mode aus Ihrer Sicht zusammen?
Kunst und Mode sind Disziplinen, die schon seit vielen Jahren immer enger zusammenwachsen. Eine klare Unterscheidung ist da oftmals nicht mehr möglich. Die Auflösung feststehender künstlerischer Gattungen erlaubt es, neue kreative Wege zu beschreiten.
Beides, Ihr „C 111“ und die Looks der jungen Designer, sind von dem Gedanken inspiriert, durch Upcycling etwas Neues zu kreieren. Welche Rolle spielen Re- und Upcycling in Ihrem künstlerischen Denken und Schaffen? Und was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Mich hat die Auseinandersetzung mit Gegenständen, die eine Geschichte haben, immer interessiert. Sie umzuarbeiten und in einen neuen Kontext zu überführen, sind Fragen, mit denen ich mich schon seit meinem Studium viel beschäftige. Re- und Upcycling genauso wie Nachhaltigkeit sind Begriffe, die über die Zeit mit meinem Werk in Verbindung gebracht wurden. Dass die Debatte um Nachhaltigkeit heute so öffentlich geführt wird, zeigt, wie wichtig ein bewusster Umgang mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, ist.