Es ist Frühling, nur wenige Wochen noch bis zum Saisonstart der Formel 1, und Lewis Hamilton hat auf der Rennstrecke von Silverstone gerade mit seinem Team Boxenstopps geübt. Nun steht er vor einem metallicgrauen Auto und verhält sich wie jeder Mann, der sich im ersten Moment in ein Auto verliebt hat: Er schreitet bedächtig um die Metallskulptur, streicht über die scharfen Linien, öffnet eine Tür, lässt sie satt ins Schloss fallen, prüft die Größe des Kofferraums, macht mit seinem BlackBerry ein paar Fotos und schickt sie via Twitter hinaus in die Welt. „Eines der coolsten Autos. So jung und frisch“, sagt Hamilton.
Trotzdem lässt Hamilton sich nicht die Chance nehmen, den Mercedes-Benz A 45 AMG ein paar Runden über den legendären Asphalt von Silverstone zu jagen. Schließlich hat man es hier ebenfalls mit dem Beginn einer neuen Ära zu tun: Der A 45 AMG ist ein Kompaktwagen, den Mercedes-AMG für das High-Performance-Segment entwickelt hat. Ein Blick auf die Leistungsdaten zeigt, dass der Balanceakt gelungen ist. Hamilton hört sich die Power-Parameter gerne an, sagt dann aber: „Genug geredet, let’s drive.“ Er gleitet auf den Fahrersitz, drückt den Startknopf, legt den Kopf zur Seite und lauscht dem kräftigen Wummern des AMG-2,0-Liter-Turbomotors. Dann geht es los, und man muss vermutlich Astronaut oder Achterbahntester sein, um von der ersten Runde, die wenig länger als 60 Sekunden dauert, mehr mitzubekommen als Rasen und Rauschen.
Die Landschaft flirrt in grünen Fetzen am Fenster vorbei. Erst nach einer Weile gewöhnt man sich an die Geschwindigkeit, die Fliehkräfte, das wilde Grinsen im Gesicht des Fahrers. „Also, bitte, noch eine Runde, Mr. Hamilton. Und was haben Sie gerade gesagt?“ Hamilton lacht kurz: „Das macht Spaß“, und er erklärt, worauf es ihm bei der
Hamiltons erstes Fazit: „Das ist natürlich kein Formel-1-Wagen“, sagt er, „aber er scheint sich ganz wohlzufühlen hier in Silverstone.“ Das ist kein Wunder, die Marke AMG wurde schließlich im Rennzirkus geboren. Auch im Jahr 2013 wird diese Tradition aufrechterhalten. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum der A 45 AMG in der
Lewis Hamilton, der selbst diverse AMG-Fahrzeuge in der Garage stehen hat, fasst die AMG Markenwerte kurz zusammen: „Eleganz, Aggressivität, Dynamik, Sportlichkeit. Und vor allem ein guter Sound.“ Der Formel-1-Star klingt fast wie ein Pressesprecher. Aber er ist einfach ein Fan. Es ist nicht nur das fahrerische Können, das Lewis Hamilton als Testfahrer für den A 45 AMG prädestiniert. Er kümmert sich bei allen seinen privaten Autos eigenhändig um den Innenraum. „Und wenn ich eines nicht leiden kann, dann sind es billige Effekte und Design-Overkill.“ Der A 45 AMG, davon kann man ausgehen, trifft seinen Geschmack. Die Instrumententafel besticht mit Carbon-Optik, die roten Verzierungen sehen aus, als würde es unter der dunklen Oberfläche feurig glühen.
„Diesmal“, kündigt er leicht drohend an, „mit ein bisschen mehr Speed.“ Er lässt sich von AMG Marketingchef Mario Spitzner die sogenannte Race-Start-Funktion erklären, drückt zwei Knöpfe, zieht den Hebel des AMG Speedshift 7-Gang-Sportgetriebes, und ab geht es mit quietschenden Reifen, er schießt aus der Boxengasse heraus und nimmt die erste Kurvenkombination, ohne einmal vom Gas zu gehen. Der A 45 AMG ist ein Formwandler. Man drückt ein paar Knöpfe, passt Bremssystem und Gangschaltung an seine Pläne an, und der Wagen schaltet aus dem Cruise- in den Silverstone-Modus. Das ist natürlich genau das Ding von Lewis Hamilton. „Halt dich fest, das wird jetzt lustig“, sagt er, kurz bevor er das ESP ausschaltet und in die nächste Kurve rast.
Die Fliehkräfte sind enorm. Aber das Auto hält die Spur. „Eigentlich wollte ich um die Kurve sliden“, sagt er, aber dank des Allradsystem 4Matic hat der Wagen enormen Grip. Hamilton scheint für einen Moment nicht zu wissen, ob er nun zufrieden ist, beeindruckt oder doch ein wenig enttäuscht. Nach einer Stunde steigt Hamilton nur widerwillig aus. Doch am Nachmittag warten schließlich weitere Boxenstopp-Proben. Eine letzte Frage hat er: „Kann ich den sofort kaufen? Mein Bruder hat kommende Woche Geburtstag. Das wäre ein schönes Geschenk.“ Die AMG-Crew muss aber leider ablehnen, der Wagen hat noch viele Termine vor sich. Irgendwie ist das beruhigend. Selbst ein Weltmeister bekommt nicht jedes Auto, das er will.